Du darfst dich nicht satt essen, weil sonst eh alles egal ist und du eine Fressattacke bekommst?
In dieser Folge analysiere ich eine typische Reaktion auf dieses Problem. Du erfährst, warum du Fressattacken mit Ablenkung, Süßigkeitenentzug und Ernährungsumstellung nicht verhindern kannst und was stattdessen hilft.
Links und Infos zur Episode
Empfehlungen:
- Wie dir Selbstmitgefühl hilft, dich nicht mehr zu überessen
- Schritt-für-Schritt-Anleitung: Emotionales Essen erkennen und abgewöhnen [inkl. Test „Bist du eine emotionale Esserin?“]
Transkript / Stichworte
Frage: „Hallo, ich habe seit einiger Zeit das Problem, dass ich mich nicht mehr satt essen kann / darf. Denn sobald ich das tue, setzt bei mir im Kopf sich der Gedanke fest: jetzt ist auch egal und ich bekomme eine Fressattacke, gehe nicht zum Sport etc. Wie komme ich davon los? Oder muss ich immer aufpassen, dass ich mich halt nicht satt esse? Ich bin verwirrt und verzweifelt. Kennt das jemand?“ Antwort: „Immer wird hier so getan, als wenn die Fressattacken über einen kommen und man ja gar nichts dagegen tun kann ... als wenn der heilige Geist in einen fährt ... Was ist daran so schwer. Du weißt, dass Du gerne zu blöden Ausreden neigst, wenn Du Dich satt gegessen hast ("jetzt ist's sowieso egal"). Du merkst, dass Du satt bist. Also überleg Dir, wie Du damit umgehst. Es gibt tausend Möglichkeiten: - nach dem satt essen nur noch Sachen essen, die Du nicht magst oder sowas wie Salatgurke, davon isst sowieso niemand Berge (und falls doch, ist's auch egal) - bereits vor dem Essen planen, was unmittelbar nach dem Essen zu erledigen ist (bügeln, Spaziergang, Sport, Steuererklärung ...), so dass gar nicht erst Gelegenheit zum Futtern ist - keinen Süßkram und sonstige Verlockungen im Haus haben - etwaige Mitbewohner / Partner / Freunde einbeziehen und um einen kräftigen (verbalen) Tritt in den Hintern bitten, wenn Du sinnlos frisst. - Ernährung mal dringend überprüfen (Menge und Zusammensetzung), bei ausreichender Energiezufuhr und sinnvollem Umgang mit - insbesondere - kurzkettigen KH sollten keine körperlich bedingten Heißhungeranfälle entstehen (die Seele mag trotzdem manchmal) ... und und und ... jeder muss seine persönliche Strategie finden, aber am Ende heißt es für alle: Du führst das Essen selbst zum Mund, niemand zwingt Dich ... und da ich davon ausgehe, dass Du im normalen Leben Deine Hände unter Kontrolle hast: Besinne Dich auf diese Fähigkeit und entscheide Dich, NICHT zu fressen. Entscheiden und MACHEN.“ Meine Meinung: „Immer wird hier so getan, als wenn die Fressattacken über einen kommen und man ja gar nichts dagegen tun kann ... als wenn der heilige Geist in einen fährt ... Was ist daran so schwer. Du weißt, dass Du gerne zu blöden Ausreden neigst, wenn Du Dich satt gegessen hast ("jetzt ist's sowieso egal").“ -> Ist das wirklich eine „blöde Ausrede“? Nein, sondern typisches Schwarz-Weiß-Denken: Entweder ich höre mit dem Essen auf, bevor ich satt bin. Oder ich esse mich satt, und dann ist eh alles zu spät und ich kann auch weiteressen. - Und eine Fusion mit der Regel: „Ich darf mich nicht satt essen." = keine blöde Ausrede, sondern eher tragisch. „Du merkst, dass Du satt bist. Also überleg Dir, wie Du damit umgehst. Es gibt tausend Möglichkeiten: - nach dem satt essen nur noch Sachen essen, die Du nicht magst oder sowas wie Salatgurke, davon isst sowieso niemand Berge (und falls doch, ist's auch egal) - bereits vor dem Essen planen, was unmittelbar nach dem Essen zu erledigen ist (bügeln, Spaziergang, Sport, Steuererklärung ...), so dass gar nicht erst Gelegenheit zum Futtern ist - keinen Süßkram und sonstige Verlockungen im Haus haben - etwaige Mitbewohner / Partner / Freunde einbeziehen und um einen kräftigen (verbalen) Tritt in den Hintern bitten, wenn Du sinnlos frisst. - Ernährung mal dringend überprüfen (Menge und Zusammensetzung), bei ausreichender Energiezufuhr und sinnvollem Umgang mit - insbesondere - kurzkettigen KH sollten keine körperlich bedingten Heißhungeranfälle entstehen (die Seele mag trotzdem manchmal) ... und und und ... jeder muss seine persönliche Strategie finden, aber am Ende heißt es für alle: Du führst das Essen selbst zum Mund, niemand zwingt Dich ... und da ich davon ausgehe, dass Du im normalen Leben Deine Hände unter Kontrolle hast: Besinne Dich auf diese Fähigkeit und entscheide Dich, NICHT zu fressen. Entscheiden und MACHEN.“ -> Diese Tipps funktionieren bei Menschen, die rein aus Gewohnheit mehr essen als sie eigentlich wollen bzw. regelmäßig über ihren Hunger hinaus essen. Die Fragestellerin hat jedoch tieferliegende Probleme: - Sie verbietet sich, sich satt zu essen. - Sie ist streng zu sich, arbeitet mit Druck, Disziplin und Zusammenreißen. - Warum kann / darf sie sich nicht satt essen? Meine These: Sie spürt einen starken Essdrang, den sie meistens mit Strenge und Disziplin im Zaum halten kann, indem sie mit dem Essen aufhört, bevor sie satt ist. Sie spürt: Würde ich weiteressen, würde der Essdrang immer stärker und es würde immer schwerer, mit dem Essen aufzuhören. = Je weniger sie isst, desto weniger spürt sie den Essdrang = den emotionalen Hunger = Je mehr sie isst, desto stärker wird der emotionale Hunger und sie kann ihn nicht mehr stoppen. In so einem Fall helfen simple Tipps (Ablenken, kein Essen im Haus, noch mehr Druck durch andere, Ernährung umstellen) nicht weiter bzw. verschlimmern das eigentliche Problem noch. Was stimmt: Ob wir essen oder nicht, liegt in unseren Händen, wir sind frei zu entscheiden. Vertreter:innen intuitiven Essens hingegen meinen, man müsste de facto alles essen, was man will, um diese Freiheit zu haben / zu begreifen. Meiner Meinung nach ist das nicht so, du bestimmst, was du isst. Und wenn du Lust auf Donuts hast, aber weißt, dass du danach Sodbrennen bekommst, nimmst du dir nichts weg, wenn du Gemüsesuppe statt Donut isst. Es kommt auf die Haltung an, die du dir selbst (und deinen Essentscheidungen) gegenüber einnimmst. Im Fall der Fragestellerin: Strenge und Disziplin erhöhen den Druck = steigern den Essdrang Was sie tun kann: Druck rausnehmen, beobachten, wie sie mit sich selbst spricht, Selbstmitgefühl üben Gefühle und Bedürfnisse erforschen: Wie fühle ich mich? Wie geht es mir? Was brauche ich?