Dieses Mal klappt es bestimmt! Du hast eine neue Diät gefunden, die du sicher durchhalten kannst. Endlich werden die Pfunde schmelzen!
Doch nach ein paar Tagen die Ernüchterung: Du bist rückfällig geworden und konntest den Törtchen beim Brunchbuffet einfach nicht aus dem Weg gehen.
Warum scheitern all deine Abnehmversuche? Mit welchen Tricks würdest du es schaffen, eine Diät endlich mal durchzuhalten?
Jetzt auch als Folge 66 des Schlanke-Gedanken-Podcasts!
Kleiner Disclaimer: In diesem Beitrag bekommst du keine schnellen Diät-Tricks und -Tipps. Wenn du nicht bereit bist, tiefer zu schauen und dich und dein (Ess-)Verhalten zu hinterfragen, klicke lieber auf den Artikel, der dir ganz oben bei Google angezeigt wurde.
1. 95 % aller Diäten scheitern (?)
Es ist kein Geheimnis: 95 % aller Diäten scheitern.
(Eine wissenschaftlich seriöse Studie konnte ich hierzu nicht finden. Aber die Zahl hält sich hartnäckig.)
Bedeutet dies, dass Diäten generell nicht funktionieren?
Angenommen, 95 % der Menschen, die versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, werden wieder rückfällig.
Bedeutet das, dass Nichtrauchen nicht funktioniert?
Nö.
Die Strategie war nur falsch.
Oder positiv gewendet: Jeder Versuch hat die Raucher:innen ihrem Ziel nähergebracht, endgültig mit dem Rauchen aufzuhören.
Vertreter:innen von Fat Acceptance / Health At Every Size / Intuitiv Essen / You name it ziehen aus dem Scheitern von 95 % aller Diäten den Schluss:
Es ist schädlich, abzunehmen.
Und noch mehr:
- Je mehr Diäten du machst, umso mehr wiegst du.
- Dein Körper speichert schneller Fett, wenn du mal im „Hungermodus“ warst.
- Du kannst nicht normal essen, wenn du dein Essen einschränkst.
Ich verrate dir ein Geheimnis:
Das ist alles Quatsch.
Es kommt auf deine Einstellung an – und auf die Funktionen, die Essen für dich erfüllt.
2. Was ist eigentlich eine Diät?
Engl. „diet“:
a) kurzfristige Änderung deiner Ernährungsweise mit dem Ziel, weniger Energie (in Form von Kilokalorien) aufzunehmen als dein Körper verbrennt
b) Ernährungsweise: wie du dich ernährst
3. Warum funktionieren Diäten nicht?
1. Du hast die falsche Methode zum Abnehmen gewählt
Damit meine ich nicht die falsche Diät, sondern Zusammenreißen, Disziplin und Willenskraft.
„Ich muss abnehmen! Ich darf keine Muffins essen!“
Das hast du ein paar Wochen durchgehalten, bis deine Gedanken sich nur noch ums Essen und Nicht-Essen kreisten.
Essen wurde ein Synonym für schlechtes Gewissen.
Was du nicht wusstest (und worüber auch niemand spricht):
Du hast Lust und Unlust mit ein- und derselben Sache verbunden.
Ich will einen Muffin essen. – Ich darf keinen Muffin essen.
Wie soll dein Verstand das verstehen?
- Problem:
Dein Verstand bzw. dein Unterbewusstsein versteht Negationen nicht.
Selbst, wenn du nur „willst“ benutzt statt „darf nicht“, das Ergebnis ist das gleiche: „ich will keine Schokolade essen“ – du denkst an Schokolade. - Problem:
Du identifizierst dich mit deinen Gedanken, du glaubst ihnen.
Und gerätst so in den Strudel aus ich will Schokolade – aber eigentlich will ich doch abnehmen und keine Schokolade essen – aber sie ist so lecker, ich habe das verdient….
Rettung naht:
Als verstandesbegabte Wesen mit der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung können wir unterscheiden zwischen dem, was wir denken (oder fühlen, träumen, erinnern…) und dem, was wir TUN!
Du kannst nicht beeinflussen, was du denkst.
Aber du kannst beeinflussen, welchen Gedanken du folgst und weiterdenkst.
Und natürlich liegt es in deinen Händen, was du tust und wie du handelst.
Sei nicht das Opfer deiner Gedanken!
Bisher:
„Ich darf keine Schokolade essen.“
führt zu:
„Jetzt will ich erst recht Schokolade! Her damit, ich habe es verdient!“
Was du tun kannst:
Sag dir: „Ich bin nicht mein Gedanke, weder der erste noch der zweite.“
Du hast die WAHL und bist FREI zu entscheiden.
Besinne dich: „Warum hatte ich mir vorgenommen, keine Schokolade zu essen?“
„Ach ja, ich wollte mich gesünder ernähren!“
„Stimmt ja, ich wollte frei sein vom Zwang, immer so viel Süßes essen zu wollen.“
Anstatt also an widersprüchlichen Gedanken kleben zu bleiben, frage dich, wo du hin willst, was dein Ziel und dein idealer Ist-Zustand ist.
Solange du das nicht weißt, bist du im Mangeldenken und deine Energie bleibt beim Mangel („ich darf nicht essen“).
Fülle statt Mangel könnte so aussehen:
„Ich will mich gut fühlen.“
„Ich will, dass Obst für mich ein geiler Snack ist und esse einen Apfel.“
2. Du hattest emotionales Essen nicht auf dem Schirm
Wenn du nur essen würdest, wenn du Hunger hast und aufhören würdest, wenn du satt wärst (= die Idee vom intuitiven Essen, wie Kinder und Naturschlanke, die nie eine Diät gemacht haben, das machen), hättest du kein Problem mit deinem Gewicht (und Essverhalten).
Das Problem:
Du verbindest Essen mit viel mehr als nur mit der Aufnahme von Nahrung.
In gewisser Weise machen das alle, viele Menschen feiern mit Essen oder belohnen sich ab und zu mit einer guten Mahlzeit oder einem schönen Stück Kuchen.
Emotionale Esser:innen hingegen instrumentalisieren Essen regelmäßig und gewohnheitsmäßig.
Um ihre Gefühle zu regulieren.
Um unbefriedigte Bedürfnisse zu erfüllen.
Was passiert, wenn du als emotionale Esserin eine Diät machst?
Bislang hast du gegessen, wenn du traurig warst.
Vermutlich hast du die Trauer gar nicht gespürt, du hattest ja das Essen.
Deine Trauer-Energie floss ins Essen.
Plötzlich geht das nicht mehr:
Du darfst nicht mehr essen, weil du eine Diät machst.
Voilà, das Ergebnis:
- kreisende Gedanken ums Essen
- bei einigen: Volumenessen
- Essanfälle
- nicht mehr aufhören können zu essen
- Zunahme, Scheitern der Diät, Jojo-Effekt
All die Verzweiflung, die diejenigen kennen, die im Diätkreislauf feststecken, kommt durch emotionales Essen zustande.
Fazit: Wenn du aus emotionalen Gründen isst, kannst du nicht langfristig abnehmen, ohne dich dem emotionalen Essen zu stellen.
Bist du eine emotionale Esserin?
Komme deinem Heißhunger auf die Schliche und verstehe endlich, warum du isst, obwohl du nicht hungrig bist.
3. Du hast deine Gewohnheiten nicht geändert
Nach der Diät hast du deine Gewohnheiten nicht dauerhaft geändert bzw. keinen neuen Lebensstil etabliert und dich mit diesem identifiziert.
Schau doch mal von außen drauf:
- Du machst eine Diät.
- Du zwingst dich durch.
- Du nimmst ab.
- Und isst anschließend wieder so wie vorher.
Logisch, was passiert:
Du bekommst dasselbe Ergebnis, das du vor der Diät hattest.
Daher: Mach keine „Diät“, sondern überlege, wie du in deinem Alltag deine Energiezufuhr reduzieren und anschließend in einer Balance halten kannst.
Entwickle Gewohnheiten, die dir guttun und über die du nicht mehr nachdenken musst.
Zum Beispiel:
- Vorkochen
- Mahlzeit ausfallen lassen
- Gemüsemahlzeit
- keine Snacks
- keine Kalorien über Getränke
- Sport
- was auch immer zu dir und deinem Alltag passt
Und hey, es ist völlig normal, dass du mehrere Anläufe brauchst.
Schließlich ist der ganze Prozess superschwierig:
- Gedanken nicht wegschieben, akzeptieren und dich nicht mit ihnen identifizieren;
- Gefühlen Raum geben, schwierige Gefühle aushalten lernen;
- Und Essgewohnheiten ändern, ausprobieren, Neues wagen, rauskommen aus der Komfortzone.
Das ist harte Arbeit.
Arbeit, die die meisten Menschen nicht auf sich nehmen wollen. Sondern lieber alles so lassen, wie es ist.
Daher:
Großartig, dass du dich überhaupt mit den Themen beschäftigst, die deinem Gewicht und deinem Essverhalten zugrunde liegen.
Sei stolz!
Sei dankbar!
Sei mitfühlend mit dir selbst!
Strenge und Druck bringen NIE was!
P.S. Ich habe viermal mit dem Rauchen aufgehört. 😉