Du bist Coach, hast du nie Heißhunger? Isst du nie aus emotionalen Gründen? Diese Fragen werden mir oft gestellt. In dieser Folge gebe ich eine Antwort.
Wenn du dir die Frage stellst, ob jemand nie aus emotionalen Gründen isst, kann es gut sein, dass du wissen willst, ob es Menschen gibt, die dasselbe Problem hatten wie du und es ein für alle Mal losgeworden sind.
Schauen wir uns das einmal genauer an.
Esse ich nie aus emotionalen Gründen?
Doch, na klar!
Denn emotionales Essen ist etwas ganz Normales. Jede:r tut es.
Essen aus Freude, auf Feiern, zur Belohnung gibt es in allen Kulturen.
Darüber hinaus passen viele Menschen ihre Nahrung ihrem körperlichen und emotionalen Zustand an – und greifen im Winter eher zu Suppe statt zu Salat und Eis.
Aber ich schätze, diese Art des emotionalen Essens meintest du nicht.
Vermutlich fragst du dich eher, ob ich als Coach für emotionales Essen selbst noch von Essdrang geplagt werde und Essanfälle habe.
Essdrang habe ich nur noch sehr selten.
Essanfälle habe ich nicht mehr.
Mit emotionalem Essen (im Sinn von: Essen benutzen, um mit Gefühlen und Gedanken zurechtzukommen) hatte ich 2022 noch mehr zu tun, mittlerweile aber kaum noch.
Wie habe ich das geschafft?
Vor allem habe ich geübt, allem Unangenehmen, das ich eigentlich wegdrücken wollte (unangenehme Gefühle, Gedanken, Situationen, „Trigger“) Raum zu geben.
Geübt, geübt, geübt.
Und schließlich gelernt, Raum zu geben statt zu essen.
Damit löste sich der Grund für emotionales Essen, nämlich mit Essen etwas kompensieren zu wollen, in Luft auf.
In der Akzeptanz- und Commitmenttherapie heißt das Raumgeben KRUSIV Akzeptanz. Und das ist kein Hexenwerk, das kannst auch du lernen.
Akzeptanz ist eine Fähigkeit, die dir Superkräfte verleiht.
(Naja, fast. Du kannst nicht fliegen oder so. Aber es fühlt sich manchmal so an.)
Willst du das lernen? Dann trage dich auf die unverbindliche Warteliste für das Gruppencoaching Frei zu essen an. Das Programm startet im Januar, die Plätze sind auf 12 begrenzt.
„Du bist Coach, isst du nie aus emotionalen Gründen?“ – Was hinter der Frage steckt.
Die Frage ist nachvollziehbar, ich selber habe sie mir früher auch häufig gestellt.
Gibt es wirklich Menschen, die emotionale Esser:innen waren und heute nur noch essen, wenn sie körperlich hungrig sind?
Aber sie hat Implikationen, die mir nicht gefallen:
Jemand hat „es“ „geschafft“, steht oben, ist weitergekommen.
Und alle anderen stehen unten und schauen zu der Person auf.
Dabei ist es gar nicht so.
Wie funktioniert Coaching, Therapie, Begleitung NICHT?
Ein:e Obersuperschlaumeier:in weist dich auf Dinge hin, die du falsch machst. Und sagt dir, wie du es richtig machst.
Stattdessen kannst du dir Coaching wie zwei Berge vorstellen.
Jede:r steht auf dem eigenen Berg.
Es gibt kein gut und schlecht, kein richtig und falsch.
Kein oben und unten.
Es ist lediglich vom anderen Berg aus leichter zu sehen, wo die andere Person steht, welchen Weg sie besser nimmt und welchen lieber nicht.
Du selbst verlierst rasch den Überblick (und auch die Ruhe) an einem Steilhang.
Was ist dein Ziel im Hinblick auf emotionales Essen?
Wenn du an dein Essverhalten denkst, welches Ziel kommt dir als erstes in den Sinn?
Nie wieder Essdrang haben?
Nie wieder aus emotionalen Gründen essen?
Beides sind Ergebnisziele bzw. emotionale Ziele. Du richtest deinen Fokus auf das Ergebnis, das du erreichen möchtest.
Ergebnisziele sind jedoch keine guten Ziele. Nicht gut im Sinne von nicht funktionierend.
Denn auf die Ergebnisse deines Verhaltens hast du keinen direkten Einfluss.
Auf dein Verhalten schon.
Daher ist es wichtig, dir Verhaltensziele zu setzen, keine Ergebnisziele.
Überlege mal: Wie kannst du „ich will nie wieder Essdrang haben“ zu einem Verhaltensziel umformulieren?
Emotionales Essen ist nicht das Problem
Emotionales Essen an sich ist nicht das Problem.
Das Problem ist, wie du mit dem emotionalen Essen umgehst.
Hä? Was meinst du?
Überleg mal:
Wenn du traurig bist, ist das Traurigsein ein Problem?
Nein.
Das Problem ist, wie du mit dem Traurigsein umgehst.
Stell dir vor, ein Kind ist traurig und weint.
Sagst du ihm dann: „Reiß dich zusammen!“ oder „Du darfst (jetzt) nicht traurig sein!“?
Oder sagst du ihm: „Du bist so arm dran, immer wirst du so schlecht behandelt!“, „Immer hast du Pech, das Leben ist einfach ungerecht!“?
Wahrscheinlich nicht.
Hoffentlich nicht.
Stattdessen spiegelst du dem Kind seine Traurigkeit:
„Du fühlst dich traurig, weil … “
„Das kann ich gut verstehen. Das würde mir auch so gehen, wenn… “
„Was brauchst du? Soll ich dich in den Arm nehmen?“
Du lässt die Traurigkeit da sein.
Du bewertest sie nicht.
Du schiebst sie nicht weg.
Du machst sie aber auch nicht größer als sie ist, du steigerst das Kind nicht in die Traurigkeit hinein.
Du fragst, was das Kind braucht.
Du gibst dem Gefühl Raum.
Genauso kannst du auch mit dem emotionalen Essen und dem Essdrang umgehen.
Dann sind der emotionale Hunger und der Drang, aus emotionalen Gründen zu essen, nicht mehr das Problem.
Willst du emotionales Essen auflösen und endlich ein entspanntes Verhältnis zum Essen haben? Trage dich ein auf die Warteliste für das Gruppencoachingprogramm Frei zu essen!