Ich habe wieder nicht durchgehalten!
Am Montag fange ich nochmal neu an!
Diäten funktionieren bei dir nicht, weil du zu undiszipliniert bist?
Nein. Diäten funktionieren generell nicht.
1. Was sind Diäten?
Diäten versuchen, ein Kaloriendefizit zu erzeugen: Nimmst du weniger Energie auf als du verbrauchst, baut dein Körper Fettzellen ab.
Es gibt verschiedene Typen von Diäten:
1.1. Einschränkung der Nahrungsmittelauswahl
Einige Diäten schränken die Lebensmittel ein, die du zu dir nimmst:
- Low-Carb-Diäten: Weniger oder keine Kohlenhydrate (Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis etc.)
- Low-Fat-Diäten: Fette werden reduziert. Weniger Öl, Magermilchprodukte, keine Nüsse.
- Vegan: Auch die vegane Ernährung kann als Diät missbraucht werden. Hier werden oft vollwertige Produkte und viel Gemüse gegessen.
- Paleo: Ernährung wie in der Steinzeit. Viel Fleisch und nichts vom Acker.
- Keto: No-Carb-Paleo. 😱
1.2. Einschränkung des Essenszeitraums
Andere Diäten begrenzen die Zeit der Nahrungsaufnahme:
- Intermittierendes Fasten: Gegessen wird innerhalb eines Zeitfensters von sechs, acht oder zehn Stunden, die übrige Zeit wird gefastet.
- 18 Uhr: Nichts mehr essen nach 18 Uhr.
- Meal skipping: Eine Mahlzeit ausfallen lassen.
1.3. Kontrolle der Gesamtmenge
Eine dritte Art von Diäten schränkt die Kalorienaufnahme durch eine Reduzierung der Gesamtmenge ein:
- Kalorienzählen: Die Kalorien sämtlicher Lebensmittel werden gezählt, um ein festgesetztes (Tages- oder Wochen-) Kaloriendefizit zu erreichen.
- Weight Watchers: So wie Kalorienzählen, nur mit Punkten.
2. Warum funktionieren Diäten nicht?
Kurzfristig nimmst du sogar mit der Kohlsuppendiät ab.
Langfristig gesehen scheitern Diäten zwangsläufig.
Aber was bedeutet eigentlich funktionieren? In welcher Hinsicht?
- Diäten funktionieren nicht, weil du sie nicht durchhältst.
- Diäten funktionieren nicht, weil du nicht langfristig abnimmst.
- Diäten funktionieren nicht, weil du das niedrigere Gewicht nicht halten kannst, ohne verrückt zu werden.
Lass mich das erklären.
2.1. Du wirst rückfällig
Am Anfang läuft alles prima. Du hältst dich an den Plan. Isst nur noch fettige Wurst oder hungerst, bist die Sonne ganz oben am Himmel steht.
Dann geschieht es.
Du brichst die Regel.
Isst eine Scheibe Brot. Kannst der Banane um 09:30 Uhr nicht widerstehen.
Deine Reaktion:
Du fühlst dich schlecht. Machst dir Vorwürfe.Warum habe ich das gemacht? Hätte ich nicht noch warten können? Hätte ich nicht etwas anderes essen können?
Du hast eine verführerische Idee:Jetzt bin ich schonmal dabei… Ist eh zu spät… Jetzt kann ich auch weitermachen und essen!
Macht nichts, schließlich weißt du ja, wie es geht:
Am Montag fange ich wieder an!
2.2. Du erfährst nicht, was du eigentlich brauchst
In einer Diät bist du so fokussiert aufs Essen und Nicht-Essen, dass du die Bedürfnisse nicht siehst, die hinter dem Verlangen nach Essen stehen.
Schauen wir uns das am Beispiel des Intervallfastens an:
Angenommen, du isst innerhalb eines Zeitfensters von acht Stunden. Dieses beginnt um 10:00 Uhr und endet um 18:00 Uhr.
Zu Beginn läuft alles gut, du hältst dich an deine Essenszeiten.
Dann geschieht es:
Du isst um 19:30 Uhr.
Nun bist du so beschäftigt mit Vorwürfen (Warum habe ich das getan?), Sorge (Was, wenn ich es nie schaffe, abzunehmen?) und neuen Plänen (Dann fange ich halt morgen erst um 12:00 Uhr an zu essen!), dass du nicht schaust, was du eigentlich brauchst.
Und das auf zwei Ebenen: Der körperlichen und der psychischen Ebene.
2.2.1. Dein Körper braucht keine Diät
Angenommen, du hast außerhalb deines Essensfensters gegessen, weil du körperlich hungrig warst.
In der Logik der Diät hast du gegen eine Regel verstoßen. Du musst es ausgleichen. Das Kaloriendefizit wieder herstellen.
Am nächsten Tag hungerst du bis 12:00 Uhr. Abends schaffst du es wieder nicht, zu fasten.
Der Kreislauf hat begonnen.
Diäten geben dir von außen vor, was du nur von innen wissen kannst:
Was du isst.
Wann du isst.
Wie viel du isst.
Die Antworten darauf hat dein Körper. Er sendet dir Signale, wann er Nahrung braucht und wann er genug hat. (Auch bekannt als Hunger und Sättigung.)
Hörst du genau hin, sagt er dir sogar, welche Art von Nahrung er braucht.
Diese Körperweisheit ist eine großartige Sache, denn anders als Kalorientabellen, Lebensmittellisten oder Uhren hast du sie immer dabei. Sie geht nicht fehl, du musst nichts berechnen. Sie ist da wie dein Atem oder dein Lächeln.
Das Problem:
Mit Diäten und Essvorschriften hast du dir abtrainiert, die Stimme deines Körpers zu hören. Du misstraust ihr.
Du denkst: Würde ich nur noch essen, worauf ich Lust habe, würde ich nur noch Schokolade, Kuchen und Eis essen!
Dass du so denkst, hat damit zu tun, dass dein Essverhalten von Diäten geprägt ist. Hast du wieder gelernt, auf deinen Körper zu hören und Lebensmittel nicht mehr in Gut und Böse einzuteilen, wirst du das Interesse an Spaßessen verlieren.
Das funktioniert allerdings nur, wenn du nicht mehr aus emotionalen Gründen isst.
Emotionale Esser:innen übergehen ihr Hunger- und Sättigungsgefühl, weil sie versuchen, ihren emotionalen Hunger mit Essen zu stillen.
Das kann nicht klappen:
Wenn körperlicher Hunger nicht das Problem ist, ist Essen nicht die Lösung!
Bist du eine emotionale Esserin?
Komme deinem Heißhunger auf die Schliche und verstehe endlich, warum du isst, obwohl du nicht hungrig bist.
2.2.2. Deine Psyche braucht auch keine Diät
Vielleicht warst du um 19:30 Uhr gar nicht körperlich hungrig.
Sondern müde und erschöpft.
Gestresst.
Genervt.
Traurig, einsam oder wütend.
Was es auch war, du wirst es nicht erfahren, weil du mit Schadensbegrenzung beschäftigt bist:
- Wie kann ich es wieder ausgleichen?
- Ob ich einfach weiteresse und morgen wieder neu anfange?
- Wie viele Kalorien waren das jetzt wohl?
- Ob ich noch bis zu meinem Geburtstag schaffe, fünf Kilo abzunehmen?
Du bist derart mit deiner Diät, erlaubten und verbotenen Lebensmitteln, dem Essen und Nicht-Essen befasst, dass du an deine Bedürfnisse gar nicht herankommst, weder gedanklich noch gefühlsmäßig.
Was brauchst du eigentlich?
Ärgerst du dich darüber, dass du die halbe Packung Eis oder nach 18 Uhr gegessen hast, ist für die Frage Was brauche ich eigentlich? kein Raum.
Und das ist bei deinem Ansatz anders?
Ja.
Mit meiner Methode würdest du in der oben geschilderten Situation so vorgehen:
- Du nimmst das Verlangen, um 19:30 Uhr etwas zu essen, wahr.
- Du spürst in deinen Körper hinein und stellst fest, dass du nicht hungrig bist.
- Warum willst du essen? Du begibst dich auf die Suche nach Gefühlen oder Bedürfnissen, die hinter dem Essverlangen stehen könnten.
- Es kann sein, dass du nach Schritt 2 trotzdem isst und erst anschließend verstehst, aus welchen emotionalen Gründen du gegessen hast.
Der entscheidende Unterschied:
Du hängst dich nicht an der Uhrzeit auf, sondern bist im Kontakt mit dir, deinem Körper und deinen Bedürfnissen.
3. Essen wird unentspannt
Ich hatte oben zwei weitere Punkte genannt, warum Diäten nicht funktionieren:
- Du nimmst nicht langfristig ab.
- Du kannst das niedrigere Gewicht nicht halten, ohne verrückt zu werden.
Beides hängt mit der Natur von Verboten zusammen.
Denke nicht an ein rosa Nilpferd!
Welches Bild ist in deinem Kopf entstanden?
Mit dem Essen ist es genauso.
Iss keine Schokolade!
Brot nach 18 Uhr macht dick!
Was du nicht haben darfst, willst du ganz besonders.
Diäten erzeugen eine Gier auf verbotene Lebensmittel (oder verbotene Essenszeiten).
Bei mir ging das so weit, dass ich nicht einmal Brot, Haferflocken, Nüsse und Bananen im Haus haben konnte:
Ich esse nur eine Mandel. Oh, schmeckt so lecker! Ich nehme mir noch eine. Noch eine. Noch eine. Mist, fünf Mandeln haben 50 Kalorien! Jetzt sind es schon zehn! Ich schaffe es wieder nicht, mein Kaloriendefizit einzuhalten. Wie kann man nur so blöd und undiszipliniert sein? Jetzt esse ich lieber gleich weiter und fange morgen nochmal neu an.
Diäten verstärken dein Interesse am Essen.
Je länger du eine Diät machst, desto mehr dreht sich dein Leben ums Essen und Nicht-Essen.
Essen bekommt Macht über dich.
Das ist der eigentliche Grund, warum du mit Diäten nicht langfristig abnehmen kannst.
Du musst innerhalb des Diät-Schemas weiteressen, sonst nimmst du wieder zu.
Du musst bis an dein Lebensende…
- Tomaten abwiegen und Kalorien zählen;
- dein Punkte-Konto bilanzieren, bevor du dir ein Gericht bestellst;
- Magermilchprodukte konsumieren und dich wundern, wie die Französinnen ganze Camemberts auf einen Sitz verdrücken;
- deinen Tagesablauf an deinen Essensrhythmus anpassen;
- usw.
Wie wahrscheinlich ist es, dass das klappt?
Diäten sagen dir nicht, wie du Ausnahmen machst.
Sie zeigen dir nicht, wie du im Zweifelsfall auf deinen Körper hörst.
Sie lehren dich nicht, dich mal gehen zu lassen und einfach zu essen, was dir schmeckt.
Diäten verschleiern deine wahren (emotionalen) Gründe zu essen.
Kann ich nicht eine Diät machen und gleichzeitig am emotionalen Essen arbeiten?
Die gute Nachricht: theoretisch ja.
Die schlechte: Praktisch reicht es nicht, dich nur mit deinem emotionalen Essen auseinanderzusetzen.
Denn hältst du weiterhin an den Diätvorschriften fest, hast du es weiterhin mit deinem inneren Kind zu tun, das neben dir sitzt und schreit: „Ich will aber NUDELN!“, „Ich HABE ABER JETZT HUNGER!“
Du darfst auch an deinen Gedanken arbeiten.
Wie gehst du mit negativen und limitierenden Gedanken um?
Kämpfst du mit ihnen?
Schiebst sie weg?
Welche Glaubenssätze hast du, über dich und übers Essen?
Erlaubst du dir gedanklich überhaupt, schlank zu sein? Mal nicht zu essen?
Kannst du deine Gedanken von deinen Gefühlen trennen? Oder ist es ein einziges Chaos-Knäuel, das dich vor sich hertreibt?
Klingt komplex? Ist es auch.
Aber hey, du musst das nicht alleine machen. Ich habe ein System entwickelt, das dir hilft, deine Probleme mit dem Essen aufzulösen. Wie Malen nach Zahlen. Deine Aufgabe ist es dann nur noch, die einzelnen Schritte umzusetzen.
Willst du Heißhunger, Essdrang und Fressattacken loswerden und die Kontrolle über dein Essverhalten zurückgewinnen?
4. Fazit: Diäten funktionieren nicht
- Du wirst rückfällig: Um mit Diäten langfristig abzunehmen, musst du dich dein Leben lang an die Vorgaben der Diät halten.
- Du erfährst nicht, was du eigentlich brauchst: Du beschäftigst dich mit dem Einhalten, Brechen und erneuten Auferlegen von Diätregeln. Deine körperlichen und seelischen Bedürfnisse spielen keine Rolle.
- Dein Körper braucht keine Diät: Dein Körper ist so geschaffen, dass er dir sagt, welche Nahrung er wann in welchen Mengen braucht. Mit Diäten trainierst du dir systematisch ab, auf die Stimme deines Körpers zu hören.
- Deine Psyche braucht keine Diät: Du isst, ohne körperlich hungrig zu sein. Diäten hindern dich daran, zu entdecken, welche Gefühle und Bedürfnisse hinter dem emotionalen Essen stecken.
- Essen wird unentspannt: Hältst du dich im Diätdenken gefangen, gibst du Essen Macht über dich. Das führt dazu, dass du mehr isst und dich mit neuen Diäten maßregelst.
Welche Erfahrungen hast du mit Diäten gemacht? Warum funktionieren Diäten bei dir nicht? Ich freue mich auf deinen Kommentar!