Heute ist Alexandra Polunin zu Gast im Schlanke-Gedanken-Podcast. Alex beschäftigt sich mit Social-Media-freiem und achtsamem Marketing. Auf ihrem Blog und in ihrem Podcast zeigt sie Selbständigen, welche entspannten Alternativen zum ständigen Posten auf Instagram & Co es gibt.
Ihre Mission: die Onlinebusiness-Welt menschlicher und achtsamer gestalten.
Alex und ich haben über folgende Themen gesprochen:
- Innere Balance: Was ist das, wo findet man sie und was hat das mit Social Media zu tun?
- Vergleichen: Warum führt das Vergleichen auf Social Media dazu, dass wir uns schlecht(er) fühlen? Was können wir stattdessen tun?
- Was rät Alex Menschen, die sich selbstständig machen möchten, ohne in den typischen Onlinebusiness-Marketing-Hustle zu verfallen? Welche Marketing-Instrumente empfiehlt sie?
- Wie macht man sich frei von Druck – selbstauferlegtem und äußeren?
- Welche Rolle spielt der Menstruationszyklus im Leben von Frauen? Welche Fehler werden häufig gemacht und wie schaffen wir es, unseren Arbeitsalltag in Einklang mit unserem Zyklus zu bringen?
Ich wünsche dir viel Freude und spannende Einsichten beim Anhören des Gesprächs mit Alexandra Polunin!
Shownotes:
Transkript
Marion: Hi Alex, schön, dass du da bist. Alex: Ja, hallo. Danke für die Einladung. Marion: Bei Schlanke Gedanken geht es ja darum, mehr auf sich selbst zu hören, denn wenn man Probleme mit seinem Essverhalten hat und merkt, dass man da keine Kontrolle hat, dass man isst, obwohl man keinen Hunger hat oder dass man weiterisst, obwohl man schon satt ist, dann ist das oft ein Anzeichen dafür, dass generell das Leben ein bisschen aus der Balance gekommen ist, dass irgendwas nicht stimmt, dass man nicht gut auf sich hört oder dass man in bestimmte Bereiche einfach nicht nicht genügend hinschaut. Und ich glaube, dass auch gerade Social Media ein Faktor sein kann, der das Leben ziemlich unbalanciert werden lässt. Generell ist es schwierig, wenn man viel Zeit auf Social Media verbringt, eine innere Balance zu haben. Das habe ich zumindest bei mir festgestellt. Und du hast ja vor rund zwei Jahren, soweit ich weiß, all deine Accounts gelöscht. Facebook, Instagram, Pinterest, obwohl du ja die Pinterest-Expertin warst. Wie bist du denn eigentlich auf die Idee gekommen? Hattest du Inspirationen oder hast du dir einfach überlegt, mir reicht's? Alex: Inspiration hatte ich tatsächlich sehr wenig, weil unter Selbständigen ja eigentlich diese Annahme herrscht, dass wir unbedingt soziale Medien brauchen, wenn wir selbstständig sind. Und ich kannte tatsächlich niemanden in meiner Bubble, die gesagt hat oder der gesagt hat, ich will jetzt auch ohne Social Media Marketing betreiben. Insofern hatte ich da keinerlei Vorbilder im Außen, sondern der Ausgangspunkt oder die Situation, die das ausgelöst hat, war, dass ich im Grunde 2020, diese schwierige Zeit mit den ganzen Lockdowns einfach gemerkt habe, dass ich auf sozialen Medien nicht mehr so gut sein kann, ohne dass es mich tatsächlich irgendwie runterzieht und fertig macht. Und ich will da jetzt auch gar nicht ins Detail gehen. Aber ich glaube, ich bin an so einem Punkt angelangt, wo ich einfach gemerkt habe, wenn ich jetzt noch weiter dort bin, dann werde ich einfach ernsthaft krank. Und das ist jetzt überhaupt keine Frage von Marketing oder von was auch immer, sondern wirklich von Gesundheit. Und ich finde auch als Selbständige, das vergessen wir immer, sind wir ja noch Menschen aus Fleisch und Blut. Und wenn wir auf Social Media sind und auch wenn wir von unserem Unternehmens-Account aus posten, sind wir immer noch Menschen mit Gefühlen und Bedürfnissen. Und soziale Medien gehen eben nicht nahtlos an uns vorbei, sondern sie hinterlassen Spuren. Und ich kam einfach an so einen Punkt, wo ich gesagt habe, das war jetzt irgendwie so ein bisschen zu viel und ich muss da raus. Marion: Was hat sich geändert, als du das alles gelöscht hast? Und was auch interessant ist, dieses Berufliche und Private, du hast das jetzt schon ein bisschen angesprochen, selbst wenn man aus seinem selbständigen Account postet, dann ist man ja trotzdem immer auch Privatperson... Ich finde, gerade auf Social Media vermischt sich das total. Das ist ganz schwierig, da Berufliches und Freizeit zu trennen. Alex: Was du da ansprichst, nenne ich immer Entgrenzung. Also es gibt keinerlei Grenzen mehr zwischen, also zumindest gab es das bei mir nicht, zwischen dem was, was beruflich war und was privat war. Klassisches Beispiel, wenn ich jetzt einer Kollegin eine private Nachricht schreibe, aber ich mag diese Kollegin eigentlich auch total. Ist es jetzt schon Freizeit oder ist es noch beruflich? Oder wenn das Kind drei Stunden braucht, sich die Schule zu binden und ich mal ganz kurz gucke, ob irgendwas bei mir kommentiert wurde, habe ich nicht auch einfach nur ein phänomenales Zeitmanagement. Ich finde, man kann sich die Sachen so drehen und wenden und so auslegen, wie man eben will. Und ich glaube, letzten Endes gibt es da auch keine Regeln, sondern jeder und jede muss für sich einfach gucken, habe ich diese Balance, von der du gesprochen hast, kann ich da gesunde Grenzen wahren oder gibt es einfach nie so ein gewisses Genug? Weil ich finde, soziale Medien haben ja diese ganz tollen, schillernden Versprechen. Wir können quasi über Nacht da viral gehen und berühmt werden und was weiß ich und eine Menge Umsatz machen. Und ich glaube, wir sind immer gefangen in diesem Mehr und diesem nie genug haben. Und ich glaube, für mich habe ich dann einfach festgestellt, dass ich dieses genug aber gebraucht habe, also dass ich irgendwo einen Punkt gebraucht habe, wo ich wusste, ich habe jetzt genug Marketing gemacht oder ich habe jetzt genug gearbeitet und ich habe jetzt genug über mich und meine Sachen gesprochen und dass ich einfach wusste, okay, 17 oder 16 Uhr oder wann auch immer ist Feierabend. Und dann nehme ich eben nicht mein Handy in die Hand und gucke auf Insta, was da gerade abgeht, weil das ist genauso Arbeit. Ja, wir denken, ich mache das nur mal schnell. Ich gucke nur mal schnell nach und beantworte nur mal schnell irgendwas und like nur mal schnell irgendwas. Aber das ist eben genau so Arbeit und das muss man sich einfach bewusst machen. Und sie zieht genauso unsere Energie und braucht unsere Aufmerksamkeit und kann uns eben dann auch ganz müde und erschöpft hinterlassen. Marion: Ich finde auch gerade bei Instagram & Co ist es viel schwieriger, wirklich Feierabend zu machen und aufzuhören, das zu benutzen. Eben nochmal schnell nachgucken und dann muss ich jeden Tag diesen bescheuerten leuchtenden Kreis hinter meinem Bild haben. Und diese ganzen Sachen. Und gerade mit Kindern besteht die Gefahr, unachtsam zu werden. Du hast ja zwei Kinder, oder? Alex: Ja, ich habe zwei Kinder. Auf Instagram gibt es ja immer in den Analytics diese Zeiten, wo man eben am besten posten sollte. Und das hat eigentlich immer mit dem konfligiert, wie meine Familienzeit da gerade aussah. Es war immer die Zeit, wo eigentlich meine Kinder zu Bett gingen und ich musste mich quasi immer entscheiden: Will ich jetzt eine gute Instagrammerin sein oder eine gute Mutter oder was auch immer? Klar, ich bin jetzt gar nicht so... Ich vertrete gar nicht die Meinung, dass ich jetzt immer meine Kinder ins Bett bringen muss. Wir haben uns das immer abgewechselt. Aber natürlich kann ich jetzt einfach nicht sagen, ich werde jetzt für den Rest meines Lebens mich da rausziehen, einfach weil ich auf Instagram gerne um 20 Uhr abends aktiv sein will. Das empfand ich irgendwann auch als gar nicht das, was ich wollte. Und das finde ich auch einen wichtigen Punkt. Einfach nicht nur zu gucken, wie machen wir jetzt Marketing dort oder so, sondern dass das eben auch zu unseren Lebensrealitäten passt und dass Marketingkanäle zu unserem Leben passen müssen und nicht umgekehrt. Nicht wir müssen uns irgendwie passend machen für Instagram, sondern wir entscheiden, ob Instagram zu uns passt oder nicht. Oder auch andere Kanäle. Das soll ja jetzt kein Instagram Bashing sein. Marion: Das ist superwichtig. Gerade dieses sich an äußere Vorgaben halten, das finde ich ganz schwierig. Nicht nur in Bezug auf Selbstständigkeit, Business, aber auch insgesamt, wenn man sich an dem orientiert, was scheinbar als richtig vorgegeben wird, wie man das machen soll. Um 5 Uhr aufstehen zum Beispiel. Wenn man dann leider der Chronotyp ist, der besser bis 10 Uhr schläft, muss man sich die ganze Zeit zwingen und wenn man merkt, dass man sich zwingt, dann ist ja irgendwas nicht richtig. Menschen, die ein Problem mit Essen haben, merken das daran, dass sie dann wieder mehr essen wollen zum Beispiel. Was mich beschäftigt, ist das Vergleichen. Ich finde, das ist jetzt auch kein Geheimnis, dass gerade in den sozialen Medien, dass man, wenn man das benutzt, dass man viel mehr dazu neigt, sich mit anderen zu vergleichen. Gestern habe ich ein Interview mit Sascha Boampong gehört, in dem er sagt, dass wir auf Social Media eigentlich unser Innenleben mit dem äußeren Leben von anderen vergleichen. Und das ist ja schon so eine totale Schieflage. Das kann nicht gut enden. Meinst du, das ist etwas, das besonders in den sozialen Medien passiert oder auch im richtigen Leben? Alex: Also ich glaube, grundsätzlich sind Vergleiche erst mal ganz wichtig und auch irgendwie so eine menschliche Sache. Aber es gibt ja eben verschiedene Vergleiche. Es gibt Vergleiche auf derselben Ebene, sage ich mal. Also wenn wir beispielsweise einen Sparringspartner haben oder einfach vielleicht einen Freundeskreis oder haben einen Kreis aus Kolleginnen, mit denen wir uns immer austauschen, Gleichgesinnte. Ja, da kann es sein, dass einfach Vergleiche auch dazu führen, dass wir uns mehr motiviert fühlen, dass wir uns fühlen, dass wir uns gegenseitig eben vielleicht auch ein bisschen pushen, wenn es mal nötig ist. Das sind nicht unbedingt ungesunde Vergleiche. Es gibt auch den Vergleich nach unten, also dass wir uns beispielsweise irgendwelche Panne-Shows angucken und denken, ha ha, der ist ja blöd. Und dann fühlen wir uns für einen Moment eben so ein bisschen überlegen und gut. Und das dient, glaube ich, auch den Menschen so ein bisschen, sich mal ein bisschen besser zu fühlen. Aber was du eben ansprichst und was eben auf Social Media dominiert, ist der Vergleich nach oben. Wir vergleichen uns ja nicht mit Menschen, die ähnliche Dinge machen wie wir, sondern vergleichen uns mit den Menschen, die super viel weiter sind als wir. Angenommen, weil du jetzt zum Beispiel auch Essen und weiß ich nicht, Fitness oder so was ansprichst. Klar kann ich mich mit jemandem vergleichen, der vielleicht schon seit zehn Jahren Sport macht und ich gerade aber erst angefangen habe nach einer Phase, in der ich völlig inaktiv war. Und dann vergleiche ich eben den Körper von diesem Menschen mit meinem Körper und fühle mich eben nicht gut. Oder wenn ich eben selbstständig bin, dann weiß ich okay, grad habe ich angefangen und ich habe noch sehr wenige Kund*innen oder überhaupt keine Kund*innen und vergleich mich eben mit jemandem, die vielleicht schon zehn Jahre selbstständig ist oder vielleicht sogar schon Unternehmerin ist und ein Team hat und was weiß ich was hat. Und diese Vergleiche sind die Vergleiche, die uns unglücklich hinterlassen. Und was da noch hinzukommt, ist einfach, dass uns der Kontext fehlt. Wenn ich mich persönlich mit jemandem austausche und jemand erzählt mir von einem Erfolgserlebnis, dann kommt ja mit Sicherheit auch irgendwo auch ein Ja-aber. Und aber gerade geht es vielleicht meinem Vater nicht so gut. Und das heißt, ich kann das alles in Relation setzen und sehe, da ist ein Mensch, der erlebt vielleicht gerade Highlights, aber hat eben auch schwierige Phasen. Und dann schaffe ich es auch irgendwie, Empathie zu diesen Menschen aufzubringen und mich in seine Situation reinzufühlen. Aber auf Social Media lese ich diese Highlights völlig ohne Kontext. Ich lese einfach nur da hat jemand eine Million Umsatz, da hat jemand 20 Köpfiges Team, da hat jemand dies und jenes. Und ich persönlich habe es zum Beispiel nie mehr geschafft, Empathie zu diesen Menschen aufzubauen, sondern das war einfach nur dieses, wie du gesagt hast, dass ich dieses Äußere genommen habe und mich dazu in Relation gesetzt habe. Und ein Spruch, den ich auch ganz toll finde, ist, dass wir eben die Bühnenversion von jemand anderem mit unserem Behind-the-Scenes-Ich vergleichen. Wir kennen ja uns, wie wir im Schlapper-Look und in Jogginghose und weiß ich nicht, ohne BH dann irgendwo auf dem Sofa rumsitzen, während wir am Laptop rumhämmern. Und bei den anderen sehen wir halt, wie sie halt total geschminkt und in irgendsoeinem Luxushotel da sitzen und Fotos posten, und eine Fotografin hatten, die das für sie aufgenommen hat. Das ist ja total absurd. Aber das ist halt eben das, was auf Social Media oft passiert und was dazu führt, sogar, wenn wir es wissen, dass es so ist, dass wir einfach nicht dagegen ankommen, dass wir uns schlecht fühlen. Also ich kann das absolut nachvollziehen. Mir geht es genauso. Marion: Das passiert echt automatisch. Ich habe die App auch von meinem Handy gelöscht. Ich hatte viele Yoga-Kanäle abonniert, weil ich auch Yoga mache. Ich mache das jetzt seit fünf Jahren, aber trotzdem ich sehe da diese Frauen, die sehen aus die heftigsten Fitnessmodels und die machen die krassesten Sachen. In meinem Yogastudio sind auch sehr avancierte Leute, die das schon jahrelang machen, aber die machen noch bei Weitem nicht diese krassen Sachen. Und ich sehe das dann. Und natürlich fühle ich mich dann schlecht. Man kann dem wirklich gar nicht entgehen. Viele Leute machen sich das echt nicht nicht bewusst. Was würdest du denn jetzt jemandem, der sich selbstständig machen will, raten, wie die Person das am besten anfangen kann, wenn sie kein Social Media benutzen möchte? Alex: Ja, also ich würde auf jeden Fall dazu raten, von diesem Plattform- zentrierten Denken wegzukommen. Es kennen bestimmt alle auf die eine oder andere Art, dass man irgendwo liest, wenn du selbstständig bist, brauchst du XY, brauchst du Instagram, brauchst du einen Podcast oder brauchst du was auch immer. Und wenn wir uns auf so eine Plattform fokussieren, lassen wir aber sehr häufig die Customer-Journey aus dem Weg. Ich weiß nicht, ob das ein Begriff ist. Die Customer-Journey ist im Prinzip die Reise der Menschen zu uns, also bis sie bei uns irgendwas kaufen. Sie sehen uns ja nicht und kaufen sofort, sondern sie legen eben bestimmte Stationen zurück. Sie mussten uns erstmal online irgendwie finden, auf ganz verschiedene Arten ist das möglich. Dann müssen sie Vertrauen zu uns aufbauen und uns kennenlernen, sich von unserer Expertise überzeugen. Und schließlich kann es dazu kommen, dass sie bei uns kaufen. Und entscheidend finde ich jetzt nicht, dass bestimmte Plattformen in dieser Customer-Journey drin sind, sondern dass die Menschen einfach von A nach B kommen. Wie wir diese einzelnen Punkte gestalten, liegt total an uns. Und es kann eben sein, dass es für manche so funktioniert, dass ein Hauptkanal Instagram ist. Das hat aber nichts damit zu tun, dass Instagram jetzt das Nonplusultra ist. Das hat damit zu tun, dass diese Menschen es verstehen, Instagram so zu nutzen, dass die Customer-Journey reibungslos klappt, also dass die Menschen von dem Finden über Vertrauen aufbauen zum Kaufen kommen. Das kann Instagram natürlich leisten. Aber genauso gut ist es eben denkbar, dass wir eine Customer-Journey haben, die völlig ohne Social Media auskommt. Ich kann ja mal ein Beispiel von mir geben. Bei mir spielt eine ganz große Rolle meine Website und mein Blog und einige Beiträge, aber nicht alle, sind für Suchmaschinen optimiert. Das bedeutet, ganz oft werden Menschen auf mich aufmerksam, indem sie eben was googeln. Und gleichzeitig gebe ich eben sehr gerne Interviews, so wie dieses hier, sei es jetzt im Podcast oder in anderen Blogs, sodass eben auch Menschen an anderen Stellen von mir lesen. Das ist quasi die erste Phase, die bei mir völlig ohne Social Media abgedeckt ist. Dann kommen sie zu mir auf die Website und dann können sie sich für meinen Newsletter anmelden. Das übernimmt im Prinzip dann der Newsletter, diese Funktion Vertrauen aufzubauen, Beziehung aufzubauen. Und in diesem Newsletter kann ich dann eben auch über meine Produkte reden oder über meine Angebote. Das heißt, das ist eine Customer-Journey, die völlig ohne soziale Medien auskommt und die nicht richtiger oder falscher ist als eine Customer-Journey mit Social Media. Das sind jetzt einfach nur zwei Beispiele. Und ich würde mal sagen, es gibt hunderte verschiedene Möglichkeiten, wie Menschen zu uns finden können. Und entscheidend ist nicht, dass da eine bestimmte Plattform dabei ist. Entscheidend ist, dass wir Plattformen haben oder Kanäle haben, die unseren Stärken und Werten entsprechen. Denn es bringt ja nichts, wenn wir auf Instagram sind und uns in irgendwelche Reels zwingen, wenn wir eigentlich gar nicht so der Typ dafür sind, dass wir eben mit unserem Zeigefinger in alle Richtungen zeigen. Und das wird irgendwelchen Songs hinterlegen. Da ist es auch einfach wichtig zu wissen, was kann ich, was will ich, wie will ich meinen Arbeitstag verbringen? Letzten Endes, wenn wir selbstständig sind, ist es ja eine Entscheidung für die nächsten Jahre. Also was bringt es, wenn ich mich jeden Tag zwei, drei Stunden zu etwas zwinge über einen längeren Zeitraum? Also was soll das für ein Leben sein? Und insofern würde ich da einfach jedem und jeder, der sich selbstständig macht, den Mut machen zu sagen, ich guck mir an, was ich gut kann und guck mir an, dass Menschen von A nach B nach C kommen. Und das ist eigentlich das, worum es geht. Marion Dann sind sie erst mal bei B. Aber da müssen sie ja auch, damit du dir dann nicht doch wieder einen festen Job, also die Hörerin in dem Fall, suchen musst, auch noch zu C kommen und irgendwas kaufen. Und da gibt es ja auch diese, da schreibst du auch viel drüber und du sprichst auch in deinem Podcast darüber, Online-Business-Bubble, wo man dann irgendwelche Funnel aufbaut, wo die Leute dann reingeangelt werden oder gefischt, sodass sie dann irgendwas kaufen und mehr oder weniger automatisch irgendwelche Produkte haben möchten und dann wird es verknappt und dann kauft man erst recht und dann positioniert man Buttons strategisch. Man macht die Salespages extra lang, damit die Leute irgendwie dann am Ende so überfordert sind von dem Ganzen und so viel gelesen haben, dass sie denken, jetzt kaufe ich das. Welche Alternativen, achtsameren Alternativen gibt es, um Produkte zu erstellen, die sich trotzdem verkaufen. Denn irgendwas müssen wir ja verdienen. Wir können ja nicht einfach nur schreiben und was Schönes machen, sondern es muss auch Geld bei rauskommen. Soll es ja auch. Alex: Ja, das ist total richtig und das ist auch voll der wichtige Punkt. Es ist aber nicht so, dass ich da jetzt eine geheime Strategie habe. Also dass ich sage, mach das, mach das und dann bist du total ethisch und integer und achtsamer und dann wirst du trotzdem noch Millionär. Ich glaube nicht, dass es diese Lösung gibt. Ethisches Marketing heißt für mich nicht, dass es eine geheime Strategie gibt, dann wäre das irgendwie auch so ein bisschen manipulativ, finde ich, wenn ich wüsste, ich muss jetzt auf diesen Button drücken und dann kaufen Menschen, sondern ethisches Marketing heißt für mich, dass ich eben reflektiere, was ich mache und dass ich einfach gucke, dass ich andere Werte habe als nur Wachstum. Das finde ich ganz, ganz wichtig. Wir sehen an Unternehmen, die einfach nur wachsen ohne Rückkopplung an Werte, wohin das führt. Das führt zur Ausbeutung der Natur, das führt zur Ausbeutung von Menschen. Und das macht eben schlimme Dinge. Und ich glaube, wir als Selbständige und Unternehmerinnen können uns einfach fragen: Was ist uns wichtig neben dem, dass wir eben Geld verdienen müssen? Und dass wir dann unser Marketing an diese Werte koppeln. Und ich glaube auch, dass es mehr Varianten gibt als nur, ich manipuliere und bin jetzt irgendwie supererfolgreich damit finanziell. Oder ich bin ethisch und mache gar nichts und schreib nur schöne Dinge, sondern dazwischen gibt es eben ganz, ganz viele Möglichkeiten. Und was ich für mich erkannt habe, ist a) dass diese Customer-Journey, von der ich gesprochen habe, einfach viel mehr Zeit braucht als wir denken und annehmen. Weil wenn wir mit künstlicher Verknappung arbeiten und sagen: „Hey, ich habe hier ein Programm und du hast noch drei Tage, dich anzumelden und wenn du dich heute anmeldet, kriegst du auch noch einen Bonus.“ Es ist natürlich so, dass Menschen dann eher kaufen, als wenn ich jetzt sage, hier habe ich Kurse, die gibt es immer. Und wenn du die heute nicht kaufst, kannst du die morgen kaufen oder eben in einem Monat. Es ist völlig klar, dass wir für diese Art des Marketings mehr Zeit einplanen müssen. Und ich glaube auch nicht, dass finanziell gesehen es nur diese beiden Möglichkeiten gibt, sondern die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, die haben da für sich einfach auch noch andere Optionen gewählt. Also zum Beispiel zu sagen, ich habe irgendwo einen Job zwei Tage lang, der gibt mir eben die finanzielle Möglichkeit zu sagen, ich muss jetzt nicht Druck machen, sondern ich kann das in meinem Tempo machen und ich kann mir da Zeit lassen, weil ich kann meine Miete zahlen und ich habe irgendwie so das Geld für die Basics und meine Selbstständigkeit ist dann on top. Es ist ein bisschen ein unpopulärer Gedanke, weil alle wollen sich selbst verwirklichen und möglichst schnell Millionärin werden. Ja, aber in der Realität ist es tatsächlich so, dass so eine finanzielle Sicherheit einem natürlich auch die Ruhe gibt, das nicht so machen zu müssen. Und insofern, ja, finde ich nicht, dass künstliche Verknappung und ethisches Marketing da so zwei Pole sind und es nichts dazwischen gibt, sondern ich finde, dazwischen gibt es immer ganz, ganz viele Sachen. Marion: Also Geduld. Geduld zu haben. Das habe ich auch für mich wiederentdeckt. In der ersten Klasse, da gab es auf den Zeugnissen noch keine Noten, sondern da gab es nur, wie hat man das genannt? Ich weiß nicht, da haben die Lehrerinnen, Lehrer, es waren nur Lehrerinnen, nette Texte geschrieben, was alles schön ist und so weiter, weil man wollte die Kinder erst in der zweiten Klasse mit Noten konfrontieren, ganz toll. Und bei mir stand immer Marion alles super, blablabla. Aber Marion ist ein bisschen langsam. Und das hat mich so lange begleitet, dass ich eigentlich Dinge immer langsamer mache und mir auch eigentlich gerne Zeit nehme und so weiter. Aber ich habe immer gedacht, ich bin zu langsam, ich muss mich beeilen und habe dann so eine Ungeduld entwickelt mit allem Möglichen. Gerade wenn man Kinder hat, kommt man mit Ungeduld in die größten Schwierigkeiten. Ich habe das jetzt erst für mich entdeckt, Slow Living, wie auch immer, aber mir wirklich Dinge bewusst zu machen, achtsam, langsam zu sein, Geduld zu haben und auch Vertrauen darauf, dass ja, wenn man, wenn man irgendwas aussendet, dass man dann auch das bekommt, was man möchte. Nicht jetzt, nicht morgen, aber irgendwann. Und ja, nicht so einfach, sich nicht diesen Druck zu machen grundsätzlich. Alex: Ich glaube, was ich auch noch wichtig finde, ist diesen Shift zu machen vom Marketing zu wirklich wieder gute Arbeit leisten wollen. Also als ich so in dieser Bubble war, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich meine Gedanken viel mehr das Thema Marketing gedreht haben als wirklich die Produkte, die ich anbiete und die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Und ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist, erfolgreich zu sein, sondern langfristig ist es einfach der bessere Weg zu sagen, ich nehme meine Zeit und Energie, tolle Produkte zu machen und Menschen zufrieden zu machen, weil die empfehlen mich dann weiter. Und egal, mit wem ich in den letzten Jahren jetzt gesprochen habe, der oder die eben mit wenig oder ohne Social Media auskommt, alle berichten davon, dass in irgendeiner Art und Weise Weiterempfehlungen eine ganz, ganz große Rolle spielen. Das bedeutet, die Menschen machen gute Arbeit, Menschen sind zufrieden und reden darüber. Das klingt so banal und so Old School fast schon. Aber das ist, glaube ich, schon auch die Basis von Menschen, die eben langfristig auch am Ball bleiben und erfolgreich werden. Es ist nicht ich bin kurzfristig mal irgendwo viral gegangen und habe kurzfristig mal die Aufmerksamkeit, sondern da muss eine Basis da sein, der Kern des Unternehmens, der muss stimmen. Und deswegen ist auch eine Empfehlung zu sagen, wenn ich mich auf das fokussiere, was ich kann und wie ich Wert stifte und wie ich Menschen weiterhelfen kann, ist es langfristig auf jeden Fall auch eine gute Idee. Und dann ist vielleicht gar nicht so der Insta-Feed in den Branding-Farben ausschlaggebend, sondern eben, dass Menschen zufrieden sind und ihren Freundinnen sagen: „Hey, das war irgendwie ganz toll. Dieses Produkt war toll oder das Coaching war toll oder das Programm war toll. Wenn Menschen bei mir kaufen, ist es ganz, ganz häufig so, dass sie sagen: „XY hat dich weiterempfohlen.“ Wir nehmen das eben für bahre Münze, wenn unsere Freunde oder Kolleginnen oder wer auch immer sagen: „Der oder die ist ganz, ganz toll. Guck da mal nach.“ So, das ist, glaube ich, etwas, wo alle, egal ob Anfängerinnen oder Fortgeschrittene eben sagen können, ich konzentriere mich auf meine Arbeit, ich konzentriere mich darauf, gute Arbeit zu leisten. Marion: Ja, voll wichtiger Punkt. Ich würde jetzt zum Abschluss noch gerne, ich hatte dir ja schon in der Mail geschrieben, dass ich deinen Kurs gekauft habe mit der Zyklus... Alex: Ohne Druck. Marion: Ohne Druck. Ganz freiwillig gekauft, ohne Funnel. Deinen Kurs über die Zykluspower. Da geht es ja darum, sich wieder mit seinem Körper zu verbinden, so steht es auch so schön auf der auf deiner Seite dazu, seinen Arbeitsalltag an seinen Zyklus anzupassen. Magst du darüber mal was erzählen? Was steht hinter der Idee, in Übereinstimmung mit dem Zyklus zu arbeiten? Alex: Ja, also vielleicht vorab, ich bin natürlich keine Gynäkologin und kann da keine medizinischen Ratschläge geben. Aber es ist einfach nur diese Erkenntnis, die ich selbst vor, ich weiß gerade gar nicht, vier, fünf Jahren hatte, das ist schon ein paar Jährchen her, dass ich ja ein zyklisches Wesen bin und dass andere Menschen eben auch zyklische Wesen sind. Wir sind nicht jeden Tag gleich gut gelaunt oder haben nicht jeden Tag die gleichen Voraussetzungen, sei es jetzt hormonell oder irgendwie anders, sondern es ändert sich halt je nach Zyklusverlauf. Und wie absurd ist es da eigentlich anzunehmen, dass wir auch im Business jeden Tag dasselbe leisten können und sollen? Und als ich diese Erkenntnis erst mal hatte, hat es super viel bei mir verändert. Ich habe mich dann natürlich total eingelesen in dieses Thema und der Grundgedanke ist einfach, wir können ein Business führen, wo wir streng nach Plänen arbeiten und wo wir uns vielleicht auch zu Dingen zwingen. Früher war das bei mir zum Beispiel ganz häufig so, dass ich, keine Ahnung, mir gesagt habe, heute schreibe ich einen Blogartikel und dann habe ich eben festgestellt, ach irgendwie geht es heute nicht. Das heißt, ich bin jetzt nicht so kreativ oder ich bin müde oder ich habe gerade keine Ideen oder ich will lieber das und das viel lieber machen gerade. Aber nein, steht auf dem Zettel. Ich muss einen Blogartikel schreiben, also zwinge ich mich dazu und diszipliniere mich. Und am Ende muss nämlich das Ergebnis dann da sein und ich muss den Blogartikel fertig haben. So war das früher bei mir so, dass ich meinen Arbeitsalltag eben so gestaltet habe mit Disziplin und mit Plänen. Und das heißt, ich bin eigentlich chronisch über meine Grenzen gegangen. Und das ist natürlich eine erschöpfende Art, sein Business zu betreiben. Und als ich dann eben von diesem zyklusbasierten Business oder Arbeiten gehört habe, war das für mich einfach wie so ein, das ist ein total weirdes Wort, ich hasse es, aber es war ein Gamechanger. Es hat irgendwie so viel verändert. Das heißt, jetzt habe ich einfach Wissen, was gerade mit meinem Körper passiert und demzufolge weiß ich auch, wann ich welche Aufgaben am besten erledigen kann. Also so ein klassisches Beispiel. Ganz viele haben ja PMS und ich habe das auch. Und das heißt, man ist dann irgendwie auch nicht gut gelaunt, oft ein bisschen mürrisch und sehr penibel und sehr akribisch. Und ich habe einfach festgestellt, dass die perfekte Zeit für SEO. Wenn ich sowieso schon total pedantisch bin, dann nutze ich das doch, das perfekte Keyword zu finden und meine Texte perfekt für Suchmaschinen zu optimieren. Und dann muss ich meine Pedanterie eben nicht an anderen Menschen oder Bereichen auslassen. Es hat aber wenig Sinn in dieser Zeit für mich z. B. sonderlich kreativ zu sein und zu sagen, ich erstelle jetzt ein Konzept für irgendwas. Das wird mir in dieser Zeit total schwer fallen. Und andersherum zu Beginn des Zyklus ist eher so eine kreative Phase. Das bedeutet, ich kann hier gut brainstormen und Ideen entwickeln. Und dann wäre es total absurd anzunehmen, ich müsste jetzt Artikel fertig schreiben oder was auch immer machen, weil dazu bin ich körperlich schon fast nicht in der Lage. Und dieses Wissen hilft mir eben auch, freundlich zu mir zu sein und Verständnis für mich zu haben und mich nicht so zu pushen, sondern zu sagen: Es ist jetzt eben so und ich gehe eher mit dem Flow, als dass ich mit Disziplin arbeite. Ganz wichtig, das ist für mich jetzt auch kein Tool zur Selbstoptimierung. Also ich lese manchmal von Menschen, die früher immer gehasselt haben und jetzt sagen: Aber jetzt bin ich voll Fan von Achtsamkeit und das hat meine Performance auf ein ganz neues Level gehoben. Das teile ich nicht. Also es ist kein Tool, noch produktiver zu sein. Es ist einfach ein Tool, noch ein bisschen besser zu sich zu sein und ein bisschen mehr Verständnis für sich zu haben und mehr Ruhe reinzubringen und auch ein bisschen Gelassenheit reinzubringen. Und für mich ist das immer eine Erinnerung, Dinge langfristiger zu planen. Also nicht zu sagen, morgen soll eine neue Podcastfolge rauskommen, also muss ich heute das und das und das und das und das machen, egal wie es mir gerade geht, sondern ich weiß, ich will jede Woche eine Podcastfolge rausbringen. Also bin ich schon Wochen im Voraus irgendwie so, dass ich das mir gut timen kann, wann ich was mache. Marion: Ja, für mich war das auch, ich dachte, du sagst „Eye-Opener“, aber du hast „Gamechanger“ gesagt. Für mich war das auch so, dass es wirklich... Alex: Ein Eye-Opener. Marion Aber auch ein Gamechanger, wirklich. Wenn man das auch erst mal weiß, das so ein bisschen im Hinterkopf hat, dann greift das alles in so einen natürlichen Fluss. Das ist total cool. Dann kann man auch wirklich sich erlauben, bestimmte Dinge, auf die man eigentlich gerade viel mehr Lust hat, zu tun, weil das kommt dann ja automatisch, je mehr Aufmerksamkeit man dem auch gibt, je mehr die Dinge dann zu tun, die zu einem passen, dann gerade in der jeweiligen zyklischen Jahreszeit. Zu viel Disziplin ist auch ein Thema, das viele Menschen haben, die Probleme mit dem Essen haben. Sie neigen dazu, viel zu streng zu sich zu sein, immer mit Disziplin zu arbeiten, zu denken, „Warum reiß ich mich nicht zusammen? Ich müsste doch einfach nur mal meine Willenskraft aktivieren und dann wäre alles einfach.“ Aber das Problem ist gerade, dass sie einfach zu viel Willenskraft aufwenden und zu viel Disziplin und das dann wieder so viel Druck erzeugt, der wiederum dann dazu führt, dass man diesen Essdrang hat und eigentlich zu viel ist. Das sehe ich ganz häufig. Ich habe auch das Gefühl, dass gerade Frauen das oft betrifft, weil sie eben versuchen, sich so an diesen Leistungsrhythmus von Männern anzupassen, der in unserer Gesellschaft als Standard suggeriert wird, der aber oft einfach nicht zu Frauen passt. Zu Männern glaube ich auch oft nicht. Aber die spüren das vielleicht nicht so direkt wie Frauen. Und ja, weiß ich nicht, diese Unterschiede sind immer schwierig. Aber grundsätzlich ist es keine gute Idee, immer zu versuchen, dieselbe Performance jeden Tag abzuliefern. Ohne auf sich selber zu hören und auf seinen Körper. Vielen Dank, Alex. Es war wirklich sehr interessant. Ein schöner bunter Mix aus Themen. Wo kann man dich finden, wenn man mit dir zusammenarbeiten möchte? Du hast ja auch Bücher geschrieben. Erzähl doch dazu zum Schluss noch mal ein bisschen etwas dazu. Alex: Man kann mich definitiv nicht auf Instagram finden, sondern am besten auf meiner Website, würde ich sagen. Also alexandrapolunin.com und dort gibt es eigentlich immer alles, was gerade aktuell ist. Dort gibt es einen Blog und einen Newsletter und Kurse und eben auch zwei Bücher und bald drei. Also ich würde sagen, jeder, der irgendwie weiter über das Thema mehr wissen will, der kann dann auf meiner Website vorbeigucken. Marion: Das verlinke ich auf jeden Fall. Und der Newsletter, der ist wirklich toll, kann ich jedem empfehlen. Er erscheint nur dann, wenn du wirklich was zu sagen hast. Das schreibst du auch dazu. Das finde ich sehr cool. Ich habe das jetzt auch selber übernommen. Ja, also Alex, vielen Dank. Alex: Danke.