Völlerei klingt wie ein altmodischer Begriff – aber was, wenn genau dieses Wort dein Essverhalten besser beschreibt als jeder moderne Ratgeber?
In dieser Folge schauen wir tiefer: Warum isst du, obwohl du satt bist? Was steckt geistlich hinter der Maßlosigkeit? Und wie hilft dir die Bibel, Ordnung ins Chaos zu bringen, nicht nur auf dem Teller, sondern vor allem auch im Herzen?
Diese Episode ist Teil 2 der Mini-Serie über Völlerei – und führt dich von der Analyse zum Verständnis.
Alle Teile der dreiteiligen Reihe:
- Völlerei: Ein altes Wort für ein sehr modernes Problem
- Wenn Essen zum Götzen wird – Die tiefe Wahrheit hinter Völlerei
- Mit Völlerei brechen – geistliche Nachfolge statt Essdrang, Disziplin und Kontrolle
Was sagt die Bibel über Überessen bzw. Völlerei?
Völlerei wird in der Bibel als eine Unordnung des Leibes verstanden.
Im Neuen Testament werden verschiedene Begriffe verwendet, die alle ungefähr dasselbe meinen:
- κραιπάλη (kraipalē) – Fressrausch, Völlerei
- φάγος (phagos) – „Fresser“
- ἀσωτία (asōtia) – „Ausschweifung / Zügellosigkeit“
- ἀσώτως (asōtōs) – „ausschweifend, verschwenderisch“
- ἐπιθυμία (epithymia) – „Begierde, Verlangen“
Bedeutungen:
- Maßlosigkeit, Unmäßigkeit, Zügellosigkeit
- maßloser Genuss
- gieriger Genuss
- Betäubung
- Flucht
- Ausdruck eines geistlich unkontrollierten Lebensstils
Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und Trunkenheit und Lebenssorgen und jener Tag plötzlich über euch hereinbricht.
Lukas 21,34
[Gemeint ist der Tag des Gerichts, der Wiederkunft Jesu Christi]
Völlerei – „Rausch“
kraipalē – κραιπάλη
Ursprünglich: Fress- und Trinkrausch, oft nach Gelagen.
Ein Bild für Maßlosigkeit, Enthemmung, geistige Abstumpfung durch Überfluss.
Nicht nur Völlerei im engeren Sinn, sondern: ein Leben im übermäßigen, zügellosen Genuss.
Es meint nicht einfach „viel gegessen“,
sondern geistige Trägheit und geistliche Schwere durch ein Leben im Übermaß.
Maßloses Leben, das Herz und Verstand abstumpft durch Essen, Trinken, Ablenkung, Überfluss.
Völlerei (Essen) und Trunkenheit (Alkohol)
Völlerei wird oft auf dieselbe moralische Ebene gestellt wie Trunkenheit.
Aber es gibt einen zentralen Unterschied:
Auf Alkohol kann ich komplett verzichten, auf Essen nicht.
Essen erfordert Tugend, nicht nur Verzicht.
Es geht nicht um „nie wieder“, sondern um:
Wie esse ich – und warum?
Ich muss Maß lernen. Völliger Verzicht ist keine Option.
Das macht Essverhalten geistlich oft anspruchsvoller als den Umgang mit Alkohol.
Völlerei und Wollust
Völlerei und Wollust haben den direktesten Bezug zum Fleisch im wörtlichen Sinn – zum Leib, zu körperlichen Begierden und deren Unordnung.
Sie sind direkt körperlich.
Die anderen fünf Wurzelsünden haben auch mit dem Fleisch im Sinne von menschlicher Natur ohne Gott, also egozentriert, zu tun, aber nicht im wörtlichen Sinne mit dem Leib.
Unordnung des Leibes (Völlerei und Wollust) und Unordnung des Herzens (Hochmut, Zorn, Neid, Geiz, Trägheit) sind beides Formen bzw. Folgen der Rebellion gegen Gott.
Zu Wollust gehört zum Beispiel Pornographie:
- Entfremdete Sexualität, entkoppelt von Gottes Ordnung
- Ersatz für Nähe und Liebe
- Maßlose sexuelle Reizsuche ohne Beziehung, ohne Hingabe
- Hingabe ist die Tugend, das positive Gegenstück zu Wollust.
- Verbindung statt Konsum, geben statt nur nehmen.
- Hingabe ist die Entscheidung, sich selbst in Liebe und Verantwortung ganz einem anderen Menschen zu schenken – mit Körper, Herz und Willen.
- Gebrauch des eigenen Leibes (und des Leibes anderer) zur Selbstbefriedigung, nicht zur Liebe.
Was ist das Problem mit Völlerei?
Inhaltlich: Was ist es an sich?
Völlerei ist eine Unordnung des Essverhaltens.
Nicht jede große Portion ist Völlerei. Aber wenn die Menge regelmäßig über das hinausgeht, was der Körper braucht, wird Essen zur Maßlosigkeit.
Essen ist notwendig, anders als Alkohol oder Drogen.
Darum ist völliger Verzicht keine Option.
Essen erfordert Maß – nicht nur in der Menge, sondern auch im Umgang.
Inhaltlich ist Völlerei ein Verlust dieses Maßes.
Ein Verhalten, das nicht mehr dem Leben dient, sondern sich um den Genuss selbst dreht.
Nicht um Sättigung, sondern um Reiz, Trost, Kontrolle oder Flucht.
Funktional: Wozu wird es genutzt?
Völlerei ist oft keine bewusste Entscheidung, sondern ein funktionales Muster.
Essen wird verwendet, um etwas anderes zu erreichen oder zu vermeiden.
Zum Beispiel:
- Selbstberuhigung in Stress oder Überforderung
- Trost in Traurigkeit oder Einsamkeit
- Kontrolle in einem sonst chaotischen Alltag
- Flucht vor innerer Leere, Angst oder Verantwortung
In diesen Momenten geht es nicht um die Nahrung selbst, sondern um die Funktion, die sie (jenseits des Stillen körperlichen Hungers) für dich hat.
Das Essen erfüllt einen seelischen Zweck, den es aber letztlich nicht erfüllen kann.
Der Effekt ist kurzfristig, die Leere bleibt.
Geistlich: Herzenshaltung, innere Beweggründe und geistliche Zustände
Wie äußert sich Völlerei auf der geistlichen Ebene?
Hier kannst du dir Fragen stellen wie:
- Warum glaube ich, Essen im Übermaß zu brauchen?
- Was sagt mein Verhalten über mein Herz und meine Beziehung zu Gott?
Sünde beginnt im Herzen, nicht erst bei der Tat.
Man kann äußerlich Maß halten, aber innerlich der gleichen Sucht, Gier, Rebellion anhängen wie jemand, der sich hemmungslos gehen lässt.
Am Essverhalten sieht man die Völlerei auf der Herzens- bzw. geistlichen Ebene nicht.
Maßhalten muss Frucht des Geistes sein, nicht bloße Disziplin.
Zügelung ohne Umkehr ist keine echte Tugend.
Sozial / Relational
Auch auf der sozialen bzw. Beziehungsebene bringt Völlerei Probleme mit sich:
- Völlerei isoliert: Essen wird Rückzugsort statt Beziehung
- Verbindlichkeit wird vermieden. Ansttatt zu reden, zu beten oder zu fühlen isst du.
- Du empfindest andere als Störung, weil sie dein heimliches System stören könnten.
- Teilen fällt dir schwer – Völlerei kreist um das eigene Bedürfnis, nicht um Gemeinschaft mit anderen. Futterneid ist oft ein Thema.
Völlerei kann in letzter Konsequenz zur Beziehungsunfähigkeit führen, weil sie Nähe, Ehrlichkeit und Hingabe durch Konsum ersetzt.
Wurzeln von Völlerei
Was sind die Wurzeln von Völlerei auf der geistlichen Ebene?
- Unzufriedenheit – 4. Mose 11 (Fleischgier Israels) → Ich will mehr, obwohl Gott sorgt
- Unglaube / Misstrauen – Jesaja 55,2 / Philipper 3,19 → Essen statt Vertrauen – der Bauch regiert
- Trägheit / Gleichgültigkeit – Hesekiel 16,49 (Sodom) → Maßlosigkeit als Flucht in Betäubung und Selbstvergessenheit
- Flucht vor Schmerz / Angst – Jesaja 22,13 → Trostessen, Verdrängung
- Hochmut / Selbstverherrlichung – Amos 6,4–6 → „Ich gönn mir was“, ohne Rücksicht auf andere oder Maß
- Gier / Maßloses Begehren – Sprüche 23,2–3 / Galater 5,21 → Ich will alles – jetzt – und mehr als ich brauche
Willst du Heißhunger, Essdrang und Fressattacken loswerden und die Kontrolle über dein Essverhalten zurückgewinnen?
