Die Jeans kneifen, obwohl sie nicht frisch gewaschen sind. Die Bündchen deiner T-Shirts fühlen sich an, als ob sie eingelaufen sind. Alles sitzt irgendwie enger, an Po, Beinen, Bauch, Armen.
Eine plötzliche Gewichtszunahme! 😈
Du nimmst immer mehr zu und weißt nicht, warum.
Dabei isst du nicht anders als vorher – zumindest siehst du keinen Unterschied in deinem Essverhalten.
Woran liegt es, dass du immer mehr zunimmst, obwohl du nicht mehr isst? Und was kannst du dagegen tun?
1. Ich nehme immer mehr zu und weiß nicht, warum!
„Ich nehme momentan einfach immer mehr zu und es macht mich langsam echt fertig…
Kurz zu mir: Vor eineinhalb Jahren bin ich mit meinem Freund zusammengekommen und habe angefangen mich gemeinsam mit ihm relativ ungesund zu ernähren. Schnell hatte ich ein paar Kilo drauf, die ich auch wieder loswerden wollte. Im Sommer dieses Jahres haben wir uns im Fitnessstudio angemeldet und gehen seitdem auch jeden zweiten (manchmal jeden dritten) Tag hin und trainieren jeweils eine Stunde (40 min Kraft, 20 min Cardio / manchmal auch 1 h nur Cardio).
Ich ernähre mich seitdem auch wieder bewusster und lasse süße Getränke, Süßigkeiten und „ungesunde“ Kohlenhydrate weg.
Leider nehme ich immer weiter zu (12 Kilo in einem Jahr und ich bin nicht gerade groß) und habe absolut keine Ahnung warum. Es macht mich psychisch einfach fertig, da ich darüber absolut keine Kontrolle habe und mich total machtlos fühle. 🙁 „Früher“ hatte ich nie solche Probleme, war immer zierlich und wenn ich mal 2-3 Kilo zugenommen habe, hatte ich die sehr schnell wieder runter.
Beim Arzt war ich schon. Er hat eine ganz leichte Schilddrüsenunterfunktion festgestellt. Dagegen nehme ich seit etwa 4 Wochen L-Thyroxin 25. Die restlichen Stoffwechselwerte sind jedoch vollkommen normal.
Hat evtl. jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder hat eine Idee woran es liegen könnte?“
l_u_x_u_r_y im Glamour-Forum
Gast104221 schildert im Abnehmen-Forum ein ähnliches Problem:
„Hallo,
ich hab ein großes Problem. Ich habe vor ein paar Monaten von 68 auf 58 kg abgenommen (auf gesunde Art und Weise). Dann hab ich im Dezember versucht mit dem Rauchen aufzuhören (was nicht geklappt hat). Während dieser Zeit hab ich dann ratzfatz (durch zu vieles Essen) auf 63 kg zugenommen. Jetzt rauche ich wieder, esse weniger und nehme trotzdem weiter zu. Ich bin echt am Verzweifeln. Heute Morgen wog ich schon 67 kg. Seit ein paar Tagen mache ich ein Praktikum, was mich kräftemäßig sehr fordert, da dachte ich eigentlich, dass ich abnehmen müsste. (Arbeite von 8:30 bis 18:30, eine Std Mittagspause). Was ist nur los mit mir??? Bitte helft mir, ich bin echt verzweifelt!!!
Lg“
Vielleicht geht es dir ähnlich wie diesen beiden Thread-Erstellerinnen.
Womöglich hast du dich eine Zeitlang anders ernährt (Döner und Pizza mit (neuem) Freund) und zugenommen, achtest jetzt aber mehr auf deine Ernährung und nimmst dennoch nicht ab, sondern nimmst eher noch weiter zu.
Oder du warst immer schlank hast plötzlich angefangen, zuzunehmen – ohne ersichtlichen Grund. Deine Ernährung ist gesund und ausgewogen, du isst regelmäßig Salat, Obst und Gemüse, verzichtest auf Fertiggerichte und Frittiertes, isst wenig Zucker und helles Brot, Nudeln nur in Maßen und dann aus Vollkornmehl oder Hülsenfrüchten. Trotzdem nimmst du nicht ab, deine Hosen werden immer enger und du bist verzweifelt.
2. Mögliche Ursachen für plötzliche oder schleichende Gewichtszunahme
2.1. Wassereinlagerungen
Mist, gestern vorm Fernseher Schokolade geknuspert, heute Morgen hab ich ein Kilo mehr drauf!
Meine Mutter
Die Waage zeigt von einem auf den anderen Tag ein oder mehrere Kilo mehr an?
Kein Grund zur Unruhe, denn hierbei handelt es sich nicht um Körperfett, sondern um Wassereinlagerungen.
Wassereinlagerungen können etwa 2-5% des Gesamtkörpergewichts ausmachen. In einigen Fällen, wie bei starken Ödemen oder bestimmten medizinischen Bedingungen, kann diese Menge jedoch deutlich höher sein.
Wassereinlagerungen können viele Ursachen haben:
- Ernährung: Ein übermäßiger Konsum von salzigen Lebensmitteln kann dazu führen, dass der Körper mehr Wasser zurückhält. Verarbeitete Lebensmittel, Fast Food und Lebensmittel mit hohem Natriumgehalt sind häufige Auslöser für Wassereinlagerungen.
- Inaktivität: Ein sitzender Lebensstil oder langes Stehen ohne ausreichende Bewegung kann den Blutfluss beeinträchtigen und den Rückfluss von Flüssigkeit aus den Geweben in den Blutkreislauf verlangsamen. Dies kann zu Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen, Knöcheln und Füßen führen.
- Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie einige Blutdruckmedikamente, Hormonpräparate, Steroide und nichtsteroidale Entzündungshemmer, können Wassereinlagerungen als Nebenwirkung haben.
- Krankheiten: Eine Vielzahl von Gesundheitszuständen kann zu Wassereinlagerungen führen. Beispiele sind Herzinsuffizienz, Leber- oder Nierenerkrankungen, Schilddrüsenprobleme, Venenerkrankungen und Lymphödeme.
- Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft kommt es aufgrund hormoneller Veränderungen und des wachsenden Uterus oft zu Wassereinlagerungen. Dies betrifft besonders die unteren Extremitäten und kann zu geschwollenen Füßen und Knöcheln führen.
- Temperatur: Bei warmem Wetter oder bei langem Verweilen in heißen Umgebungen können die Blutgefäße erweitert werden, was zu einer verstärkten Durchlässigkeit führt und zu Wassereinlagerungen beitragen kann.
Darum: Keine Panik bei einer plötzlichen Gewichtszunahme über Nacht! Achte auf deinen Salzkonsum, trink viel Wasser – und die Kilos gehen so schnell wieder, wie sie gekommen sind.
2.2. Zyklus
Wusstest du, dass dein Gewicht aufgrund von hormonellen Schwankungen im Zyklusverlauf um bis zu drei Kilogramm schwanken kann?
Vor allem in der zweiten Zyklushälfte und vor dem Einsetzen der Menstruation kann es zu einer plötzlichen Gewichtszunahme in Form von Wassereinlagerungen kommen.
Das merkst du daran, dass deine Ringe nicht mehr passen oder an den fancy Abdrücken von Socken an deinen Beinen.
Diäten oder Sport bringen hier nicht viel – die Wassereinlagerungen verschwinden im Laufe der Menstruation wieder von selbst.
Solltest du unter starken Wassereinlagerungen leiden, konsultiere bitte deine:n Gynäkolog:in.
Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Grund für eine plötzliche Gewichtszunahme, der mit dem Zyklus zusammenhängt:
Vielleicht hast du auch schon einmal festgestellt, dass du in der zweiten Zyklushälfte (nach dem Eisprung, bis zum Ende der Menstruation) mehr bei dir bist, einen unmittelbareren Zugang zu deinen Gefühlen und zu deiner Intuition hast. Du spürst stärker, was dir gut tut und was nicht.
Die Unzufriedenheit und Gereiztheit, die viele Frauen im zyklischen Herbst oder Winter überkommt, liegt nicht „an den Hormonen“. Das ist ein Reduktionismus. Dein hormoneller Zustand sorgt vielmehr dafür, dass dir das, was die ganze Zeit nicht gut passt, in der zweiten Zyklushälfte bewusst(er) ist.
Stell dir vor, du bist nicht darin geübt, diese – erst einmal unangenehmen – Gefühle zuzulassen und dich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dann kann es sein, dass du Unzufriedenheit und Gereiztheit wegschiebst, und zwar durch Essen.
Bei der Gleichung ich habe bald meine Periode – meine Hormone geraten durcheinander – ich bekomme Heißhunger – ich esse mehr handelt es sich um eine groteske Vereinfachung, die die psychische Komponente völlig außer Acht lässt.
2.3. Alter
„Ich nehme immer mehr zu und weiß nicht warum!“
Wenn die Helden deiner Kindheit mittlerweile als „Retro-Cartoons“ auf Netflix auftauchen, kann die (plötzliche oder schleichende) Gewichtszunahme mit dem Alter zusammenhängen:
Mit fortschreitendem Alter sinkt dein Grundumsatz. Das ist die Energie, die dein Körper im Ruhezustand für die Aufrechterhaltung seiner Funktionen braucht.
Das liegt daran, dass mit zunehmendem Alter die Muskelmasse abnimmt, der Stoffwechsel langsamer wird und sich die hormonelle Balance verändert, während sich oft auch die körperliche Aktivität verringert.
Der Grundumsatz einer 75-jährigen Frau kann bis zu 30 Prozent geringer sein als bei einer 25-jährigen.
Wenn du deine Ernährung nicht an den sinkenden Grundumsatz anpasst, kann es leicht zu einer schleichenden Gewichtszunahme kommen.
Weitere Faktoren, die mit dem Alter zusammenhängen und eine plötzliche Gewichtszunahme auslösen können:
Hormone: Bei Frauen sinkt in den Wechseljahren der Östrogenspiegel, bei Männern mit zunehmendem Alter der Testosteronspiegel. Dadurch wird Muskelmasse abgebaut, der Energieverbrauch sinkt.
Stoffwechsel: Ab dem 60. Lebensjahr verlangsamt sich der Ruhestoffwechsel. Eine internationale Untersuchung an 6.000 Menschen hat gezeigt, dass der Kalorienverbrauch dann mit jedem Jahr um etwa 0,7 Prozent abnimmt.
Bewegungsmangel: Mit zunehmendem Alter bewegen sich viele Menschen weniger. Auch dadurch kann sich die Muskelmasse reduzieren. Ein Abbau der Muskulatur führt zu einem niedrigeren Kalorienverbrauch.
Psychische Ursachen: Mit fortschreitendem Alter treten Veränderungen im Leben auf, die dir zu schaffen machen – der Wegzug der eigenen Kinder, die Trennung vom langjährigen Partner, das Ende des Arbeitslebens.
Kann es sein, dass du auf diese schmerzhaften Änderungen mit Essen reagierst?
Mehr dazu erfährst du hier: Essen und Figur in den Wechseljahren: „Ich traue mich bald nicht mehr, mich satt zu essen!“
2.4. Krankheiten und Medikamente
Natürlich können auch Krankheiten zu einer plötzlichen Gewichtszunahme führen.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Polycystisches Ovar-Syndrom (POCS), Dünndarmfehlbesiedelung (SIBO) und Herzkrankheiten können der Grund dafür sein, dass du immer mehr zunimmst, obwohl du nicht mehr isst.
Medikamente wie Antidepressiva (z.B. Prozac), Beta-Blocker, Entzündungshemmer (z.B. Prednison), Cortison und Insulin für Diabetiker können plötzliche oder schleichende Gewichtszunahmen auslösen.
Beim Thema Gewicht wird gern nach „automatischen“ Auslösern gesucht. Die Argumentationskette sieht so aus:
- Ich habe zugenommen.
- Mit meinem Körper stimmt was nicht.
- Meine Zunahme hat nichts mit mir und meinem Verhalten zu tun.
Das ist zwar bequem, entspricht in den meisten Fällen aber nicht der Realität.
Selbst wenn du eine Krankheit hast, kann es sein, dass du zusätzlich zu viel isst bzw. mit Essen deine Angst und Sorgen kompensierst (emotionales Essen).
Wichtig zu wissen ist, dass du und dein Körper keine voneinander getrennten Entitäten sind. Zwischen Physis und Psyche besteht eine Wechselwirkung, dein Körper macht nicht einfach irgendwas, ohne dass du es mitbekommst – auch nicht plötzlich an Gewicht zunehmen.
2.5 Aufgehört mit Rauchen
Hast du kürzlich mit dem Rauchen aufgehört?
Ein Rauchstopp kann deinen Stoffwechsel verlangsamen, was zu einem geringeren Kalorienverbrauch führt.
Wie du sicher selbst bemerkt hast, hat Nikotin einen appetitzügelnden Effekt.
Hörst du auf zu rauchen, hast du mehr Lust auf Essen, isst mehr und nimmst (plötzlich oder schleichend) mehrere Kilo zu.
Du bist Raucher:in und willst aufhören? In diesem Beitrag berichte ich, wie ich es geschafft habe: Rauchen aufhören: Wie ich es 4-mal geschafft habe. Plus: So wirst auch du endlich Nichtraucher:in
Aber auch hier gilt: Obacht vor zu schnellen Schlüssen!
Der Schluss von einer Ursache (Krankheit, Rauchstopp) auf die Wirkung (Gewichtszunahme) greif zu kurz.
Denn beim Rauchen geht es um mehr als um die reine Lust aufs Essen, die steigt, wenn du nicht mehr rauchst.
Überleg doch mal:
Warum hast du geraucht?
Welche Funktion(en) hatte das Rauchen in deinem Leben?
Ein paar Ideen:
- Mir ist langweilig.
- Ich bin gestresst.
- Ich bin frustriert.
- Ich bin traurig.
- Ich fühle mich einsam.
Hier ist jetzt überall eine Leerstelle.
Du kannst nicht mehr rauchen, wenn du müde, wütend oder gestresst bist.
Aber du kannst etwas anderes tun:
essen.
Die psychische „Notwendigkeit“ einer Ersatzhandlung ist meiner Meinung nach das Entscheidend, das zur Gewichtszunahme führt, nachdem du mit dem Rauchen aufgehört hast.
Weniger entscheidend sind Veränderungen, die von selbst in deinem Körper ablaufen, wenn du ihm das Nikotin entziehst.
2.6. Schlafprobleme, Müdigkeit, Erschöpfung
Schlafprobleme, Müdigkeit und Erschöpfung können den Hormonhaushalt beeinflussen, insbesondere das Hormon Ghrelin, das den Appetit stimuliert, und Leptin, das den Appetit unterdrückt.
Wenn diese Hormone aus dem Gleichgewicht geraten, kann dies zu einem gesteigerten Hungergefühl und einer erhöhten Nahrungsaufnahme führen, was letztendlich zu einer Gewichtszunahme führen kann.
Allerdings ist es nicht so, dass du von zu wenig Schlaf wie von selbst Gewicht zunimmst.
Die Gleichung Ich schlafe wenig – Ich esse automatisch mehr ist zu einfach.
Es ist vielmehr so, dass du dein Bedürfnis nach Schlaf (oder Ruhe, Erholung, Pausen, …) wegdrückst und stattdessen isst.
Du isst, um Energie zu bekommen. Und die Nahrung, die du wählst, um dein Ziel zu erreichen, ist häufig nicht Salat oder Brokkoli, sondern süße, hochkalorische Dinge, die dir schnelle Energie geben.
Bei Erschöpfung kommt hinzu, dass Essen dir nicht nur Energie spendet, sondern auch Trost und ein warmes, geborgenes und gutes Gefühl.
Je mehr Trost du durchs Essen bekommst, umso mehr Gewicht nimmst du zu. Eigentlich gemein, oder? 😢
2.7. Psychische Gründe für eine plötzliche Gewichtszunahme
Hast du „Ich nehme immer mehr zu und weiß nicht, warum“ schon einmal in die Suchmaschine deines Vertrauens eingegeben?
In den Artikeln auf den ersten fünf Plätzen bei Google finde ich unter der Kategorie psychische Gründe für eine plötzliche Gewichtszunahme die Faktoren „Stress, Depressionen oder Ängste“, auf die – wenn überhaupt – nur am Rande eingegangen wird.
Seltsam, denn meiner Ansicht nach sind psychische Faktoren DIE TOP-GRÜNDE für jede Form von Gewichtszunahme, ob schleichend oder plötzlich.
Warum ist das so?
2.7.1. Emotionaler Hunger
Dass du immer mehr an Gewicht zunimmt, obwohl du (scheinbar) nicht mehr isst, kommt meistens nicht aus dem Nichts, sondern hat mit deinem Essverhalten zu tun. Also damit, was und wie viel du isst.
Du nimmst zu, weil du mehr isst als dein Körper braucht.
Du nimmst mehr Energie durch Nahrung auf als dein Körper verbrennt.
Höchstwahrscheinlich bemerkst du das gar nicht.
Vielleicht nimmst du dir eine zweite Portion beim Abendessen (Es schmeckt doch so lecker! Ich war heute laufen und brauche die Energie!).
Oder schlickerst abends auf dem Sofa ein paar Süßigkeiten (Die Pralinen habe ich geschenkt bekommen, ich darf mir auch mal was gönnen!).
Oder du snackst hier und da ein Nüsschen, ein Dättelchen oder Banänchen mehr.
Vielleicht machst du das einfach so, es ist lediglich eine schlechte neue Angewohnheit, mehr zu essen.
Vielleicht tust du es aber auch aus Gründen.
Welche könnten das sein? Warum solltest du mehr essen als dein Körper braucht?
Kennst du den Unterschied zwischen körperlichem und emotionalem Hunger? Hier findest du eine Übersicht.
Dementsprechend gibt es körperliches Essen und emotionales Essen. Beim emotionalen Essen isst du, um ein Bedürfnis oder einen Drang zu befriedigen, der nichts mit körperlichem Hunger zu tun hat. (Es gibt Ausnahmen, aber hierzu später.)
Oder um dich besser zu fühlen.
Stell dir vor, du hast unangenehme, schwierige Gefühle, die du nicht fühlen willst. Das ist unbewusst, du merkst nichts davon. Essen löst allerlei angenehme Empfindungen aus und sorgt dafür, dass es dir (scheinbar, kurzfristig) besser geht.
2.7.2. Essen zum Druckabbau
Viele Menschen nutzen Essen zur Regulierung von Druck. Nach einem langen, stressigen Tag ohne Pausen und ohne Zeit für dich selbst tut es gut, eine schöne große Mahlzeit mit einem süßen Nachtisch zu essen, findest du nicht?
Das Essen macht, das du den Stress und die Anspannung nicht mehr spürst. Leider nimmst du dir damit auch die Möglichkeit, überhaupt zu merken, dass was nicht stimmt (dass dein Alltag viel zu vollgepackt ist zum Beispiel).
Emotionales Essen entsteht aus zwei weiteren Motiven heraus:
2.7.3. Schlechtes Selbstverhältnis
Du hast ein schlechtes (oder vages) Verhältnis zu dir selbst, dein Selbstwertgefühl ist beschädigt, womöglich aufgrund eines Kindheitstraumas.
In der Folge fällt es dir schwer, auf dich zu hören und deiner inneren Weisheit zu folgen.
2.7.4. Ambitioniertes Gewichtsziel
Auch ein (zu) ambitioniertes Gewichtsziel kann zu emotionalem Essen und zu plötzlicher Gewichtszunahme führen.
Menschen mit Normalgewicht, die unbedingt abnehmen bzw. um keinen Preis zunehmen möchten, neigen dazu, sich strenge Essregeln aufzuerlegen.
Die Regeln bestimmen, was gesund und ungesund ist, was eine richtige Portion und was zu viel ist, welche Lebensmittel dick machen und welche nicht, wie viele Süßigkeiten man essen darf usw.
Kommt dir das bekannt vor?
Sobald du gegen eine Regel verstößt, geißelst du dich, der Druck steigt und es kommt zur Trotzreaktion à la Jetzt ist es eh egal! Jetzt kannst du genauso gut einfach weiteressen und morgen nochmal neu anfangen.
Von allen Gründen für eine plötzliche oder schleichende Gewichtszunahme ist dieser wohl der unangenehmste.
Dir einzugestehen, dass du aus emotionalen Gründen isst.
Dich dann mit deinen Gefühlen, Gedanken und eigenen Themen auseinanderzusetzen.
Da ist es viel leichter, sich im Fitnessstudio anzumelden oder wiedermal die Ernährung umzustellen.
Aber das wird langfristig nichts bringen.
Du wirst immer wieder an den Punkt kommen, an dem du feststellst: „Ich nehme immer mehr zu und weiß nicht, warum.“
3. Was kannst du gegen eine plötzliche Gewichtszunahme tun?
Die universelle Antwort sämtlicher Ratgeber, Berater, Frauenzeitschriften usw. kennst du sicher schon:
Ernährungsumstellung und Bewegung!
Bringt nichts? Dann beim Arzt gründlich durchchecken lassen.
Erinnerst du dich noch an die möglichen Gründe für eine plötzliche oder schleichende Gewichtszunahme, die ich oben aufgeführt habe?
Im Folgenden gehen wir die Gründe im Einzelnen durch, die sich zumindest teilweise auf psychische Faktoren bzw. emotionales Essen zurückführen lassen.
Du erfährst, was Zyklus, Alter, Schlafprobleme, Rauchstopp und psychische Gründe damit zu tun haben, dass du wenig isst und trotzdem zunimmst.
Und natürlich, was du letzten Endes gegen eine plötzliche Gewichtszunahme tun bzw. diese verhindern kannst.
3.1. Ich esse wenig und nehme trotzdem zu – Zyklus
Um eine zyklusbedingte langfristige Gewichtszunahme zu vermeiden, solltest du lernen, deine Gefühle ernst zu nehmen.
Bist du vor dem Beginn und während deiner Menstruation total genervt und unzufrieden? Du könntest deine Mitmenschen erdolchen, nur weil sie ATMEN?
Hinter der Aggression stecken meist noch andere Gefühle.
Was ist los?
Wie geht es dir eigentlich?
Was bekümmert, bedrückt dich? Macht dir Sorgen? Bereitet dir Kummer?
Nimmst du deine Gefühle nicht ernst und schiebst alles auf deine Tage, verbaust du dir den Zugang zu deiner einzigartigen inneren Weisheit, deiner weiblichen Intuition.
Lass deine Gefühle zu, gib allem Raum, das da ist.
Nutze deinen Zyklus als wertvolle Quelle, um dich mit dir selbst zu verbinden und dich besser zu verstehen.
Was brauchst du?
Was fehlt dir?
Welche deiner Bedürfnisse sind gerade nicht erfüllt?
Dann brauchst du nicht zu Schokolade, Eis und Kuchen zu greifen, wenn du in der zweiten Zyklushälfte bist oder deine Tage bekommst, sondern erfährst, was eigentlich hinter dem Süßhunger steht.
3.2. Ich esse wenig und nehme trotzdem zu – Alter
Mit fortschreitendem Alter ist es wichtig, die Ernährung und den Lebensstil (Bewegung, Sport) anzupassen.
Rechne doch einmal deinen Grund- und Leistungsumsatz aus (zum Beispiel mit diesem Tool von MarathonFitness) und notiere ein paar Tage lang alles, was du isst.
Stimmen die aufgenommenen Kilokalorien mit deinem Verbrauch überein?
Darüber hinaus schau dir an, welche Herausforderungen in deinem Leben du möglicherweise mit Essen kompensierst.
Was ist gerade schwer, woran leidest du, was macht dich traurig, wütend, gefrustet?
3.3. Ich esse wenig und nehme trotzdem zu – Schlaf
Wie bereits oben gesagt, führen Schlafprobleme und Erschöpfung nicht automatisch dazu, dass du mehr isst.
Sondern du unterdrückst dein Bedürfnis nach Schlaf (oder Ruhe, Erholung, Pausen, …) und greifst stattdessen zu Essen.
Was kannst du tun?
Nimm als erstes Kontakt zu deinem Körper auf.
Wie fühlst du dich? Wie geht es dir?
Kommt als Antwort immer wieder „keine Ahnung“?
Das ist nicht gut.
Deine Aufgabe ist es, ein engeres Verhältnis zu dir und zu deinem Körper aufzubauen, sodass du einen Zugang zu deinen (körperlichen, geistigen und seelischen) Bedürfnissen bekommst.
Das geht durch Yoga, Sport, Meditation und Atemübungen, aber auch durch offene und vertraute Gespräche mit wohlmeinenden Mitmenschen.
3.4. Ich esse wenig und nehme trotzdem zu – Rauchen
Wenn deine Gewichtszunahme damit zusammenhängt, dass du mit dem Rauchen aufgehört hast, ist der erste Schritt, überhaupt erst einmal anzuerkennen, dass du Essen als Ersatz fürs Rauchen benutzt.
Das setzt folgende Einsichten voraus:
Du spürst (oder weißt), dass du mehr isst als dein Körper braucht;
du hast ein gutes Gefühl von Hunger und Sättigung.
Frag dich: Was hat dir das Rauchen gebracht? Warum hast du geraucht?
Was bringt dir dementsprechend das übermäßige Essen? Welche Funktion hat es?
Mach dir bewusst, was du denkst.
Hinterfrage deine Gedanken. Ist es wirklich so, wie dein Verstand es dir suggeriert?
Du denkst: „Ich brauche jetzt unbedingt eine Zigarette / ein Stück Schokolade!“
Ist das so?
Ist das wirklich so?
Was würde passieren, wenn du keine Zigarette / kein Stück Schokolade bekommst?“
Warum brauchst du das jetzt?
Was ist es genau, das dir fehlt, wenn du nicht rauchst / isst?
Je genauer du herausfindest, welche Funktionen das Essen erfüllt, desto besser kannst du etwas tun, das dir wirklich hilft und nützt.
3.5. Ich esse wenig und nehme trotzdem zu – psychische Gründe
Sind es vor allem psychische Gründe, die dazu führen, dass du immer mehr zunimmst, obwohl du nicht mehr isst?
Folge diesen vier Schritten, um emotionales Essen aufzulösen:
- Ehrlich sein:
Gestehe dir ein, dass du aus Gründen isst, die nichts mit körperlichem Hunger zu tun haben. Du bist damit nicht allein, viele Menschen tun das. - Hinschauen und Raum geben:
Warum isst du? Was gibt dir das Essen? Sei offen und mache Raum für alle Antworten, die kommen. - Fusion(en) erkennen:
Emotionales Essen hilft dir, bestimmte Gefühle, Gedanken, Erfahrungen zu vermeiden. Welche Gründe, Überzeugungen, Regeln und Glaubenssätze stehen hinter dem Verdrängen? Warum darfst du bestimmte Dinge nicht fühlen? - Fokus auf Werte:
Was ist dir wichtig und kommt jetzt in deinem Leben zu kurz? Was kannst du anders machen, wo kannst du anders handeln, um dir zu geben, was du brauchst – ohne Essen?
4. Fazit: „Ich nehme immer mehr zu und weiß nicht, warum!“ – Das kannst du tun:
- Eine plötzliche Gewichtszunahme kann verschiedene Ursachen haben, darunter hormonelle Schwankungen, Alter, Krankheiten, Medikamente, Rauchstopp, Schlafprobleme und psychische Faktoren wie emotionales Essen.
- Es ist wichtig, die möglichen Ursachen zu identifizieren, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören die Anpassung der Ernährung und des Lebensstils, regelmäßige ärztliche Untersuchungen und vor allem die Auseinandersetzung mit psychischen Faktoren.
- Bei zyklusbedingter Gewichtszunahme ist es wichtig, deine Gefühle ernst zu nehmen und deinen Körper besser zu verstehen.
- Mit fortschreitendem Alter können sich emotionale Herausforderungen wie Einsamkeit, Stress oder Verlust einschleichen, die mit einem veränderten Essverhalten einhergehen. Es ist wichtig, dass du alternative Bewältigungsstrategien entwickelst, um mit diesen Herausforderungen umzugehen, anstatt auf Essen als Trost zurückzugreifen.
- Wenn du mit dem Rauchen aufhörst, kann dein Stoffwechsel langsamer werden und dein Appetit zunehmen. Du darfst verstehen, warum du nach dem Rauchstopp vermehrt isst, und alternative Bewältigungsstrategien finden, um mit den zugrunde liegenden Bedürfnissen umzugehen, anstatt auf Essen als Ersatz für das Rauchen zurückzugreifen.
- Nimm dir Zeit, dich mit deinen eigenen Bedürfnissen auseinanderzusetzen und suche nach Wegen, sie zu erfüllen. Du verdienst es, dir selbst mit Mitgefühl zu begegnen und nach Alternativen zu suchen, die dich trösten oder stärken, ohne dass Essen als Ersatz herhalten muss. Dieser Weg erfordert Mut und Selbstreflexion, aber er kann dir helfen, nicht nur eine Gewichtszunahme zu stoppen, sondern auch ein tieferes Verständnis für dich selbst zu entwickeln und dir selbst gegenüber freundlicher zu sein.
Brauchst du dabei Unterstützung?