Emotionales Essen hat viele Gesichter: Du isst, ohne Hunger zu haben. Es fällt dir schwer, mit dem Essen aufzuhören. Du kannst nicht nur ein Stück Schokolade essen. Offene Packungen Süßigkeiten oder Chips bereiten dir Probleme.
Willst du raus aus dem emotionalen Essen und ein natürliches Verhältnis zum Essen zurückgewinnen? Hier erfährst du, wie du lernst, wieder zu fühlen und emotionales Essen mit Hilfe von Achtsamkeit und Meditation stoppen kannst.
Höre diesen Beitrag als Folge 75 des Schlanke-Gedanken-Podcasts:
Vor ein paar Jahren war ich zum ersten Mal in meinem Leben Snowboard fahren. Es war rutschig. Schnell. Gefährlich. Um zu fahren, dreht man sich mit dem Rücken zur glatten, steilen Piste. Ich wachte morgens in der Berghütte auf und hatte Lust auf Schokolade. Jeden Morgen. Dann erinnerte mich an den Ratschlag meines Psychologen: Aufschreiben, wenn der Essdruck kommt. Ich wachte auf, das Bedürfnis nach Schokolade war da. Ich nahm mein Handy und begann zu schreiben. Der erste Satz war: „Ich habe Angst." Als ich mit dem Schreiben fertig war, war das Bedürfnis nach Schokolade verschwunden.
1. Emotionales Essen als Gewohnheit
Essen aus emotionalen Gründen ist eine Gewohnheit. Es sich abzugewöhnen ist so schwierig, weil uns gar nicht bewusst ist, dass wir aus emotionalen Gründen essen.
Jahrelang war es bei mir so: Ich kam nach Hause, das erste, was ich tat, war: essen. Nicht gleich zu essen, war unvorstellbar. Das Essen war ein Freund, ein Tröster. Etwas, das mich runterbrachte. Dabei war ich meistens gar nicht hungrig, zumindest nicht körperlich. Ich war müde und erschöpft. Was ich brauchte, war Ruhe, Entspannung, Nichtstun.
Das Fatale an emotionalem Essen ist nicht nur, dass unser Essverhalten immer kontrollierter und zwanghafter wird, um eine Gewichtszunahme zu verhindern.
Sondern vor allem, dass wir unsere Emotionen nicht mehr spüren. An die Stelle von Traurigkeit, Wut, Scham, Furcht tritt das Bedürfnis nach Essen. Es nimmt das ganze Denken und Wollen ein, neben ihm gibt es nichts anderes mehr.
Wenn es schwierig ist, körperliche Phänomene wie Müdigkeit und Erschöpfung zu spüren, wie kompliziert ist es dann erst, den Kontakt zu verdrängten Emotionen wiederherzustellen?
2. Gefühle wieder spüren
Wie findet man einen Weg raus aus dem emotionalen Essen und lernt, sich selbst wieder zu spüren?
Mir geholfen hat Meditation. Gute Anleitungen findest du bei Leo Babauta oder auf Deutsch bei Michael Kurth aka Curse.
Meditation hat nichts zu tun mit Räucherstäbchen, Dreadlocks und Batikhosen. Mediation bedeutet, die Aufmerksamkeit auf den Moment zu richten. Gedanken und Gefühle, die entstehen, wahrnehmen, annehmen, akzeptieren und schließlich ziehen lassen. Jede Tätigkeit kann Meditation sein: Zähneputzen, Fahrradfahren, das Baby wickeln.
Um in Kontakt mit seinen Gefühlen zu kommen, ist es aber am besten, still zu sitzen, mit geschlossenen Augen.
Konzentriere dich auf deinen Atem und richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Körper. Versuche, ihn zu spüren. Wenn deine Gedanken abschweifen, lenke sie sanft zurück auf den Rhythmus deines Atems.
Verdrängte Gefühle sind im Körper lokalisiert. Bei mir ist das oft im Hals, er schnürt sich buchstäblich zu und ich spüre einen Kloß. Es können aber auch Bauch, Schultern oder Kopf sein, in denen du Verspannungen oder Verkrampfungen spürst.
Atme in die Stelle hinein und erforsche, was dort ist. Auch wenn es schmerzhaft ist, lasse es zu. Es kann sein, dass du von Gefühlen überwältigt wirst, aber mit der Zeit lässt die Wucht der Emotionen nach.
3. Mit Meditation Emotionen im Körper lokalisieren
Ich habe ein halbes Jahr lang täglich meditiert. Anfangs fünf Minuten, dann zehn, dann fünfzehn. Mittlerweile meditiere ich nicht mehr, aber ich habe gelernt, in meinen Körper reinzuhören. Ich spüre, wenn etwas nicht stimmt, wenn ein Knoten im Hals da ist.
Aber es gibt immer noch Momente, in denen ich meine Gefühle nicht spüre.
Oft sind das Situationen, in denen ich bisher noch nicht war und meine emotionalen Reaktionen mich selbst überraschen.
Als ich auf Jobsuche war und der Zeitpunkt, ab dem meine Tochter in die Krippe gehen würde, immer näher rückte, hatte ich großen Appetit und war ständig am Snacken. Mithilfe der Aufschreib-Technik verstand ich schließlich, dass ich traurig war, mein sechs Monate altes Baby abzugeben.
Wir haben es uns über Jahre hinweg abtrainiert, unsere Gefühle zuzulassen und uns stattdessen aufs Essen konditioniert. Es erfordert Geduld, Nachsicht und Selbstliebe, wieder in Verbindung mit der eigenen Gefühlswelt zu kommen und auf Essen als Ersatz* verzichten zu können.
Bist du eine emotionale Esserin?
Komme deinem Heißhunger auf die Schliche und verstehe endlich, warum du isst, obwohl du nicht hungrig bist.