In dieser Folge beantworte ich die Fragen einer Hörerin, die beim Abendessen mit ihren Kindern unruhig wird und weiterisst, obwohl sie schon satt ist.
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Stichworte / Transkript
„Darum dachte ich auch, ich schreibe dir mal. In einer Folge bittest du ja um Anregungen und persönliche Fragen, die du dann anonymisiert im Podcast besprechen würdest. Ich habe nämlich folgendes Dilemma und vielleicht wäre das ja was. Wenn nicht, macht es nichts, irgendwie denke ich, ich finde auch einen Weg aber vielleicht bin ich nicht die einzige. Und zwar: Ich habe einen Mann und zwei Kinder, und wir essen morgens und mittags alle getrennt, d.h. das Abendessen ist wochentags unsere einzige gemeinsame Mahlzeit und wir Erwachsenen mögen auch gerne gemeinsam essen, weil uns das Gesellige daran wichtig ist. Unsere Kinder dürfen essen was sie möchten an kalten Sachen (verschiedene Brote, Müsli, Gemüse) und manchmal habe ich Zeit vorher noch was Warmes nach Wunsch zu machen oder sie essen Reste. Ich koche unter der Woche jeden zweiten Nachmittag für mittags für meinen Mann und mich vor, da fällt manchmal was Warmes für abends ab (am Wochenende kocht er). Alleine schaffe ich es in der Mittagspause auch ganz entspannt eine (normal große) Portion zu essen und danach satt zu sein. Snacken habe ich mir komplett abgewöhnt, weil ich mich damit nicht wohlgefühlt habe (ähnliche Gründe wie bei dir). Insofern haben wir alle abends um 18 Uhr Hunger und ich freue mich auf die gemeinsame Zeit, aber ich neige dann zum Überessen. Ich esse z.B. einen kleinen Salat und ein Brot und fühle mich dann relativ satt, aber noch nicht voll - also ein guter Zeitpunkt zum Aufhören, weil ich weiß, dass ich fünf Minuten später satt sein werde.“
„kleiner Salat und ein Brot“, „relativ satt“:
- was für ein Salat, was für ein Brot mit welchem Belag?
- wenn du morgens und mittags „normale“ Portionen isst und nicht snackst, kann es sein, dass ein kleiner Salat und eine Scheibe Brot nicht genug sind
- was helfen kann: Kilokalorien der Mahlzeit bzw. Portion zählen
Was du vermeiden willst:
Dich nicht richtig satt essen, eine Stunde lang satt zu sein und dann um 20.00 Uhr wieder Hunger zu haben.
(Das passiert oft beim intuitiven Essen, die Menschen fragen sich den ganzen Tag über, ob sie hungrig oder satt sind. = stört)
„Dann sind aber die Kinder noch nicht fertig (v.a. meine jüngere Tochter (4) isst sehr langsam und ich möchte sie auch auf keinen Fall drängen) und ich sitze daneben und bin angespannt (soweit bin ich schon das zu merken, ich habe auch einige Gedanken und Gefühle identifiziert, aber vielleicht führt das jetzt zu weit). V.a. spüre ich, dass ich eigentlich aufstehen und mich entweder bewegen oder mich ausruhen möchte, weil nachmittags dafür nicht immer Zeit ist, jedoch fühlt es sich an, als wenn ich am Tisch bleiben müsste und dann esse ich weiter: "Noch ein kleines Brot macht ja nichts, du bist ja auch noch nicht voll gegessen; noch ein paar Oliven und ein Stück Käse; saure Gurken oder was sonst noch da ist".“
- Gedanken und Gefühle sind wichtig! welche sind es?
- Bedürfnis, aufzustehen / dich zu bewegen oder dich auszuruhen
- „es fühlt sich an, als wenn ich am Tisch bleiben müsste und dann esse ich weiter“
- = das ist eine Verhaltensregel (Eltern müssen mit ihren Kindern am Tisch sitzen bis alle fertig sind. Auch bekannt als: Bleib am Tisch sitzen, bis alle fertig sind mit Essen (Kindern gegenüber geäußert)
- -> du fusionierst mit dieser Regel und bleibst sitzen, obwohl du aufstehen willst
Frag dich:
Willst du weiteressen oder was anderes machen?
Ich neige zu Ungeduld und bleibe auch nicht sitzen, während meine Tochter im Schneckentempo ihre Nudeln aufpiekt.
Meistens beginne ich mit dem Spülen oder ich lege mich einfach auf den Boden (oder mit den Beinen an die Wand, sehr angenehm).
Meine Tochter kennt das schon und findet es nicht schlimm, solange ich im selben Raum bleibe.
„Manchmal, wenn ich was aus der Küche hole, nehme ich mir noch Nüsse mit und wenn wir dann irgendwann abräumen, esse ich noch ihr Brot auf, dass sie am Ende nicht mehr wollte, nehme mir noch Nüsse oder früher habe ich Schokolade aus dem Keller geholt (das kriege ich jetzt schon hin nicht mehr zu machen). So ist es auch bei gemeinsamen Mahlzeiten am Wochenende - weswegen ich nach dem WE regelmäßig zwei Kilo mehr wiege, die ich dann unter der Woche wieder abnehme.“
- Dass du Nüsse und die Reste deiner Tochter isst, liegt daran, dass du deine Bedürfnisse (bewegen oder ausruhen) übergangen bist. = Eine Art von Frustessen
- 2 kg mehr = Darminhalt, Wassereinlagerungen, bedeutet nicht, dass du 2 kg Körperfett zugenommen hast, das geht nicht so schnell (dafür müsstest du 18.000 Kcal zu dir nehmen)
„Während ich das so aufschreibe, merke ich schon, dass ich in dem Moment in dem ich die Sättigung merke mir nochmal klar machen muss, was ich jetzt wirklich möchte. "Möchte ich noch weiter essen? Entspricht das gerade meinem Ziel oder möchte ich stattdessen was anderes machen? Ich könnte auch entspannend durchatmen, mir zB einen Tee machen und mich vielleicht gemütlicher hinsetzen." Da siehst du, was mir dein Podcast schon gebracht hat. :-) Aber ich würde mir auch wünschen, in den Situationen in denen ich nicht alleine bin beim Essen, trotzdem gut auf mich zu hören und mich nicht so regelmäßig zu überessen. Das hat auch was mit der Gesellschaft zu tun, die mich irgendwie stresst (verunsichert, denke ich), was ich dann mit Essen kompensiere.“
- Super, dass du das reflektierst!
- Gesellschaft deiner Familie stresst dich beim Essen? Nochmal genauer hinschauen, was da passiert. Warum verunsichert es dich, wenn andere Menschen dabei sind? Kann es auch daran liegen, dass du nach einem langen (evtl. anstrengenden) Tag direkt mit dem Essen beginnst, ohne dich vorher auszuruhen?
Heute habe ich außerdem deine Folge zum neuen Jahr gehört und fand sie sehr interessant. Ich war etwas überrascht, dass du immer noch abnehmen willst, weil das Ende der Folge "Update zur Abnahme" so klang, als wenn du das einfach so weiter machst und bis Ende das Ziel erreicht ist und ich war ganz erleichtert und froh, dass das nicht einfach so ging. Ich stehe nämlich auch schon länger an dem Punkt nachdem ich letztes Jahr im Frühling 4kg abgenommen habe, noch weitere 5-7kg abzunehmen. Allerdings hatte ich drei der vier Kilos zwischenzeitlich wieder drauf, weswegen ich jetzt wieder da bin wo ich letztes Jahr im April schon mal war. Ich merke, dass es einem Teil in mir nicht schnell genug geht obwohl ich andererseits weiß, dass ich schon viel geschafft habe und ich gerade dieses Gewicht schon sehr viele Jahre mit mir rumtrage, weswegen es ja auch okay ist, dass es nur langsam geht. Vielleicht ist es zu neugierig, aber ich persönlich würde mich freuen zu hören, wie es dir nach dem erfolgreichen Sommer so erging.
- Nachdem ich mich vom intuitiven Essen abgewendet und Schlanke Gedanken gestartet hatte, habe ich eine Weile ganz klassisch Kalorien gezählt
- Dann aber wieder damit aufgehört, weil ich unglücklich war (einsam: keine Kollegen, keine Beziehung, Kind die Hälfte der Woche nicht bei mir) und es mit emotionalem Essen schwer ist, Kalorien zu zählen
- Seitdem ich einen festen Job und seit Neustem auch einen Partner habe, esse ich automatisch weniger und nehme quasi „von selbst“ ab. Ich achte aber weiterhin darauf, genügend Proteine zu mir zu nehmen (Tofu, Seitan, Sojajoghurt, Hanf-Proteinpulver, Soja-Geschnetzeltes), da ich mich vegan ernähre und so länger satt bin.
- Abnehmen ist für mich nicht zentral, ich arbeite momentan vor allem daran, nicht aus Müdigkeit am Nachmittag zu snacken. Bzw. wenn ich das doch mache, esse ich nichts zum Abendessen, weil ich dann noch keinen Hunger habe (siehe oben, „Regeln“).
„Vielleicht hattest du ja auch geplant, das Gewicht erstmal nur zu halten? Wenn ja, wie war das? Ich habe deine Folge ja im Winter gehört und dachte oft, "Das wird mir im Sommer leichter fallen, aber wie kann ich das gut im Winter umsetzen und eben wie kann ich das mit meiner Familie umsetzen, wenn ich mich nicht ständig rausziehen möchte?"“
Ich plane das nicht eigentlich, ich schaue eher darauf, wie geht es mir, was brauche ich – das erkenne ich an meinem Essverhalten. Und dann versuche ich, meine Situation / mein Leben zu verändern / zu verbessern.
Vielen Dank für deine Nachricht, liebe „Veronika“! Wenn du mir auch eine Frage stellen möchtest, schreib einfach an kontakt@schlankegedanken.de oder über das Kontaktformular.